der Wissenschaften. 343
andere gelohrte Anstalten eine Menge geistig begabter und hochgebil-
deter Männer liefern. Man würde also sehr häufig einen ganz tüchtigen
Mann aus den Bewohnern der Stadt für eine erledigte Stelle auffinden
können. Aber es hätte eine solche Bestimmung oder doch regelmässige
Uebung auch sehr grosse Uebelstände. Nicht eben immer wire der beste
oder vielleicht überhaupt nur ein brauchbarer Kandidat vorhanden; eine
schlechte Besetzung würde aber dem Ansehen der Akademie und der Sache
schaden, überdiess als eine Ungerechtigkeit gegen den rechten Mann er-
scheinen. Das Beispiel von Paris könnte dabei nicht maassgebend sein.
In Frankreich ist es darchaus Sitte und Nothwendigkeit, dass sich jeder
höher Strebende nach Paris zieht; die Bestimmung, welche nur in Paris
Wohnende in das Institut für wählbar erklärt, macht also hier keinen ernst-
lichen Anstand und enthält weder eine Unbilligkeit noch eine Gefahr für
die Anstalt. In Deutschland ist dieser centripedale Zug nicht vorhanden,
und wird und kann nicht vorhanden sein, so lange noch eine Spur von
Selbstständigkeit anderer Staaten neben dem preussischen besteht. Berlin
wird noch lange nicht alle grossen Geister und bedeutenden Gelehrten aus
ganz Deutschland aufsaugen. Die oben angedeuteten Uebelstände würden
also sehr fühlbar hervortreten. — Oder aber es könnte die preussische
Regierung wo nicht die Verpflichtung übernehmen, so doch in der Regel
die Uebung beobachten, die in die Akademie von Aussen Berufenen mit
einer Stelle zu verseben, welche ibnen ein anständiges Auskommen in
Berlin möglich machte. Damit wäre freilich die Schwierigkeit gehoben;
es ist aber leicht einzusehen, dass dieses Mittel nur ausnahmsweise Anwen-
dung erleiden könnte. Nur allzu oft dürfte überliaupt keine passende Stelle
offen sein, oder der in Frage Stehende nicht für die freistehende taugen.
Davon abgesehen, dass die Billigkeit gegen die eigenen Beamten und die
Rücksichten auf den Dienst solche beständige Einschübe gorade in die
besten Stellen schwer ertragen würden. — Endlich wäre noch eine reich-
liche Schaffung gut bezahlter Stellen in der Akademie selbst (von welchen
oben, S. 321, die Rede war) denkbar. Dieses Mittel wäre nun nach allen
Seiten tadellos und in den meisten daza passenden Fällen anwendbar;
leider erforderte seine Annalıme sehr bedeutende Summen. Wenn es wirk-
lich seinen Zweck erfüllen sollte, so müsste doch wenigstens ein Viertheil
bis ein Drittheil aller Stellen so dotirt werden; bis zu welchem Betrage
sich aber diess belaufen würde, ist leicht zu überrechnen. Es kann nun mit
Bestimmtheit angenommen werden, dass die sparsame und zur Sparsamkeit
auch alle Ursache habende preussische Regierung sich schwerlich auf ein sol-
ches Verlangen einlassen würde. Einige wenige Stellen solcher Art in jeder
Abtheilung wären sicher das Aeusserste, was erlangt werden könnte; lieber
würde, und wohl nicht mit Unrecht, der ganze Plan der deutschen Central-