Full text: Staatsrecht, Völkerrecht und Politik. Dritter Band. (3)

628 Die verbesserten Verkehrseinrichtungen. 
Quelle grosser Einnahmen, möglicherweise eine bedeutende Reineinnalıme; 
die Schulden werden sehr vermehrt, wolıl in einem Grade, den man früher 
kaum für möglich gehalten hätte. Hiedurch wird die ganze Lage des Staates 
eine weit gespanntere und in so ferne selbst eine gefährliche, als bei einer 
Verminderung des Verkehres überhaupt oder gar bei einer Unterbrechung 
des Eisenbahnbetriebes eine plötzliche Abnalıme der Einnahmen eintreten 
kann, ohne dass die Ausgaben für Zinsen, Gehalte u. 3. w. sich ebenfalls 
vermindern. Die Regierung koınmt unvermeidlich in enge Beziehungen zu 
Bankiers und Geldinstituten und wird durch den Staud der Börse in An- 
spruch genommen. Endlich ändert sich das Verhältniss zu der Volksver- 
tretung in so ferne, als sowohl bei dem Bau der Balınen als bei der späteren 
Ausbildung und Verbesserung des Betriebes den Ständen unmöglich genaue 
und unter allen Umständen einzuhaltende Voranschläge vorgelegt, von diesen 
alle Ausgaben zum Voraus verwilligt und begränzt werden künnen. Wie 
genau und vielleicht selbst peinlich in allen andern Zweigen des Staatsdienstes 
das Budget geregelt werden mag, in der Eisenbahnverwaltung ınuss noth- 
we::dig die Regierung vielfach freie Hanı behalten und ist ihre Erklärung, 
dass eine, vielleicht sehr grosse, Ausgube unvermeidlich sei oder gewesen 
sei, im Zweifel olıne Gegenrede hinzunelımen. So wie die Eisenbahnen die 
patriarchalischen Zustände des bürgerlichen Lebens umgestalten und ein 
freieres aber auch gewagteres Gebahren heıbeiführen, so kommen auch die 
Finanzen des Staates in weit bewegtere und unsicherere, grossartigere aber 
auch weniger geordnete Verhältnisse. — Alle diese Folgen sind selbstver- 
ständlich da unbekannt, wo Privat-Eisenbahnen bestehen. Mittelbar mag zwar 
auch hier der Staat durch die neugeschaffenen riesigen Geldverhbältunisse be- 
rührt werden; aber duch nicht anders als durch jede bedeutende Steigerung 
des Grossgewerbes. 
Endlich wächst dem Staste, welcher das Eisenbalinwesen in der Hand 
behalten hat, in mehrfacher Beziehung eine Vergrösserung des Einflusses 
und der Auctorität zu. — Einmal nämlich ist schon Jie Frage, ob eine be- 
stiinmte Eisenbahn überliaupt gebaut und welche Richtung ihr im Einzelnen 
gegeben werden soll, von der höchsten Bedeutung für den ganzen in der 
Richtung einer solchen möglichen Bahnlinie liegenden Landestheil. Es.hängt 
für denselben nicht blos die Gewinnung neuen Lebens und grösseren Wohl- 
standes von der Entscheidung ab, sondern selbst das Verbleiben auf der 
bisherigen Stufe kommt in Frage, da der ganze Verkehr mit allen seinen 
Folgen sich der Balınlinie und den Haltplätzen derselben zuwendet, entfernt 
bleibende Gegenden und Orte nber nicht blos verhältnissmässig zurückblei- 
ben, sondern sogar positiv verlieren. Der so oft missbräuchlich ange- 
wendete Ausdruck, es sei etwas eine Lebensfrage, ist hier ganz an Jer 
Stelle. Selbstredend goben sich daher alle 'Theile des Landes, hei welchen
	        
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