Full text: Preußisches Verwaltungsrecht.

338 Besonderer Teil. 
Diese Vorschrift bezweckt den Schutz des Landschaftsbildes gegen 
die Verunstaltung durch Bauten. Der Regierungspräsident erläßt 
in solchem Falle eine landespolizeiliche Anordnung, welche an 
die Zustimmung des Bezirksausschusses geknüpft ist. Strafbestim- 
mungen enthält sie nicht, sie ist vielmehr wur eine Anweisung an die 
untergeordneten Baupolizeibehörden, welche beim Vorliegen der Vor- 
aussetzungen der Anordnung eine Bauerlaubnis verweigern können 
(vgl. AA. III zu §8). Bei Versagung der Bauerlaubnis auf Grund 
der Anordnung des Regierungspräsidenten durch die Baupolizeibehörde 
sind die üblichen Rechtsmittel der §§ 127 f., 50 III LVG. wie gegen 
Versagung einer Bauerlaubnis überhaupt gegeben. 
822. 
Wegerecht. 
I. Einleitung. 
Das Wegerecht ist in Preußen provinziell verschieden gestaltet, 
es bestehen 19 Wegerechtssysteme. In den älteren Provinzen haben 
Westpreußen (1905), Posen (1911), Sachsen (1891) besondere Wege- 
ordnungen, während im übrigen, abgesehen von besonderen Wege- 
polizeigesetzen, noch das ALR. 8§ 37 Ziff. 1, §§ 38—44 II7 über Ge- 
meindewege und §§ 1, 13—17, 23, 24 II 15 über Land= und Heer- 
straßen, jedoch hinsichtlich der Wegebaulast (Verbindlichkeit zur Unter- 
haltung der Landstraßen) nach § 15 II 15 nur subsidiär Geltung 
haben. Dazu treten besondere Provinzialgesetze für Ostpreußen, die 
Kur= und Neumark, Pommern usw. In den neueren Provinzen gibt 
es besondere Gesetze und Verordnungen über das Wegewesen. Die 
Kodifikation des Wegerechtes scheiterte an den verschiedenen und sehr 
komplizierten Bestimmungen über die Wegebaulast, sodaß man eine 
Verschiebung der kommunalen Belastungen befürchtete. 
Das Wegerecht, das aus dem Wegeregal als nutzbarem Recht 
entstanden ist, hat sich im Laufe der Zeit zur Wegepflicht ent- 
wickelt. Noch das ALR. hat in §11 II 15 dem Staate die Verpflich- 
tung zur Sorge für Unterhaltung der Sicherheit und Bequemlichkeit der 
Landstraßen gegen den Genuß der Nutzungen zugewiesen. Im 19. Jahr- 
hundert werden die vom Verkehr bisher erhobenen Abgaben — Wege, 
Brücken-, Tor= und Pflastergelder — aufgehoben und nur noch in- 
soweit aufrecht erhalten, als sie den Herstellungs= und Unterhaltungs- 
kosten entsprechen. Schließlich wurde die Verwaltung der früheren 
Staatsstraßen den Provinzen überwiesen (1875) und gleichzeitig die 
Unterstützung der Gemeinden und Kreise bei Ausübung der ihnen ob- 
liegenden Wegebaupflicht übertragen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.