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—. Das war die unselige Schlacht auf der Lochauer Haide, wo Jo-
hann Friedrich und seine Vorfahren so oft fröhlich bei ihren Jagden
gewesen waren.
25. April.
Der Dom zu Meilsen.
Noch immer ein herrliches, höchst ehrtwürdiges Gebäude ist die
älteste Stadtkirche in Sachsen, der Dom zu Meißen. Er ward
von Heinrich dem Vogelsteller begründet und ist nun über neunhun-
dert Jahre alt. O, wie so sehr werth #ist es dies uralte Denkmal der
sogenannten gothischen Baukunst, das es jeder, der jemals durch
Meißen reist, besuche und betrachte! Zwar ist es jebt seiner vormali-
gen Pracht um Vieles entkleidet; aber auch in seiner einfachen Größe
und Erhabenheit reißt es den Beobachter noch zur tiefsten Bewunde-
rung hin. Sonst hatte der Dom drei hohe Hauptthürme und außer-
dem den jetzt noch stehenden höckerigen Thurm. Sonst war in der
Mitte der Kirche ein prachtvolles, hohes Denkmal des Bischofs Benno;
überall standen Altäre, deren sechs und funfzig feststehende und außer-
dem noch viele Tragaltäre vorhanden waren; Tag und Nacht hin-
durch vom ersten bis zum lebten Tage des Jahres wurden von
zweihundert angestellten Priestern Seelenmessen gelesen. Sonst hatte
die Kirche Gefäße und Kostbarkeiren, die schon nach damaliger Berech-
nung über hunderttausend Thaler Werth hatten. Dazu waren die
kostbarsten und seltensten Reliquien, herrliche Wand= und Glasmale-
reien und allenthalben auf dem Fußboden köstliche Messingplatten zu
sehen. Das wurde aber schon unter Heinrich dem Frommen und
Moriß, die viele Kirchenschätze wegbringen ließen, um Vieles anders.
Vorzügliche Veränderungen jedoch brachte ein Ereigniß hervor, welches
den Tag nach der Möhlberger Schlacht, den 25. April 1547 vorfiel.
An diesem Tage nemlich hatten die Domherren und Priester des Doms,
welche über die Demüthigung Johann Friedrich's und der Protestan-
ten erfreut waren, einen großen Gottesdienst veranstaltet und sangen
eben, Nachmittags 5 Uhr, den Ambrosianischen Lobgesang. Da fuhr
aus wolkenleerem Himmel ein Blitz in die Domkirche, zerstörte die
drei Hauptthürme und die Orgel, und endete seine Flammenbahn in
dem Grabe des Domherrn Günther, wo er durch eine thalergroße
Oeffnung verschwand. Die einstürzenden Thürme thaten dem Ge-
wölbe, den Monumenten und dem Dache großen Schaden; die Glok-
ken gingen in Feuer auf; das Innere der Kirche ward sehr verändert.