Full text: Tägliche Erinnerungen aus der sächsischen Geschichte.

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seph von Baiern war kinderlos gestorben, und der naͤchste Erbe war 
der Kurfuͤrst von der Pfalz. Dieser war aber auch ohne Kinder, 
schon hochbetagt und kuͤmmerte sich nicht eben sehr um einen Zu— 
wachs seiner Laͤnder. Das benutzte sogleich Oestreich. Es ließ sich 
von dem rechtmaͤßigen Erben die baierischen Länder abtreten und be- 
setzte sie zum Theil mit seinen Soldaten. Allein der Kurfuͤrst von 
Sachsen, dessen Mutter die Schwester des verstorbenen Maximilian 
war, und außer ihm noch zwei mit Baiern verwandte Fürsten hatten 
ganz natürliche und unbestreitbare Rechte auf die baierische Erbschaft. 
Sie riefen daher Friedrich den Großen von Preußen zum Schieds- 
richter und Beistand auf; und dieser rückte auch gar bald mit zwei 
Armeen, zu welchen auch zwei und zwanzigtausend Sachsen stießen, 
in Böhmen ein. Dort stand Kaiser Joseph und Laudon in einem 
stark verschanzten, fast unangreifbaren Lager. Keine Partei mochte 
die andere angreifen; der alte Kriegsheld Friedrich war, mit den Jah- 
ren auch ruhiger und langsamer geworden; kurz, es nahte der Winter, 
und es war noch nicht zu einem einzigen Treffen gekommen. Oa 
ward, besonders auf Antrieb der verwittweten Kaiserin Mutter, Ma- 
ria Theresia, die des Blutvergießens auch während ihrer Regierung 
genug erlebt hatte, ein Waffenstillstand geschlossen, und am 13. Mai 
1779 kam zu Teschen der Friede nach diesem unblutigen Kriege 
zu Stande. — Sachsen erhielt für seine Ansprüche sechs Millionen 
Gulden, die der biedere Friedrich August zum Nutzen des Landes 
verwendete, während sie eigentlich seinem Privatschatze gehörten. 
1. Mai. 
Bauernkrieg und Schlacht bei Frankenhaulen. 
Schon im Mittelalter, noch mehr aber vor etwa dreihundert 
Jahren, zur Zeit der Reformation, waren die Bauern auf dem Lande 
und die niedern Bürger in den Städten in gleich beklagenswerthem 
Zustande und führten wohl mit vollem Rechte den Namen „arme 
Lite.“ Sie waren nur Lastthiere, die dem Fürsten, dem Ritter und 
dem riester alle Arbeit verrichten, den nöthigen Lebensunterhalt er- 
bauen und darbringen, und alle Lasten, die er ihnen auferlegte, mit 
stumpfer Gelassenheit dulden sollten. Das war von dem armen 
Volke längst mit tiefem Seufzen empfunden worden, und oft schon 
hatte sich lautes Murren vernehmen lassen. Was Wunder also, 
wenn endlich an vielen Orten Deutschlands förmliche Unruhen und 
Empörungen ausbrachenz; wenn in Schwaben, Franken, Westphalen 
und Thüringen große Zusammenrottungen der Bauern entstanden 
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