Full text: Tägliche Erinnerungen aus der sächsischen Geschichte.

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imd ganze Haufen von Bauern und Buͤrgern gegen ihre Draͤnger 
und Bedrücker loszogen! Die Reformation — hat es oft geheißen 
— ist Veranlassung zum Bauernkriege gewesen. Oas war sie aber 
höchstens. in sofern, als der Bauer, weil er einen glücklichen Fort- 
gang bei den kirchlichen Verbesserungen sah, nun auch einen eben so 
glücklichen bei seinen weltlichen und bürgerlichen Hoffnungen 
und Plänen voraussetzte. Kurz, überall entbrannte der Bauernauf- 
ruhr im Jahre 1525, und die Thuringer Bauern wurden dabei 
angeführt von zwei oollen, verblendeten Priestern, von Thomas 
Munzer und Magister Pfeifer. Luther schrieb und predigte ge- 
gen sie — das half aber Alles nicht. Die beiden Aufheber und 
Unruhestifter schrien immer aufs Neue: „das niedere Volk müsse 
frei werden; alle Hohen und Vornehmen müßten gedemüthigt, alle 
Güter gleichmäßig vertheilt werden.“ Darum zog Pfeiser 1525 von 
Mühlhausen, wo die Anführer ihren Hauptsic hatten, in die Umge- 
gend hinaus und beging einen schauderhaften Vertilgungskrieg ge- 
gen Adelige und Klöster. Nur allein das ehrwürdige Kloster Rein- 
hardsbrunn, die Ruhestätte der Thüringer Fürsten, verlor drei und 
zwanzig Altäre, alle seine unschäbbaren Kostbarkeiten, drei Orgeln, 
zwölf Glocken, eine seltene Bibliothek und herrliche Gemälde. Und 
eben so wüthete mit Mord und Brand die Rotte an allen Orten 
Thüringens; Kirchen, Klöster und Schlösser wurden verwüstet und 
die Mönche und Driester aufs grausamste gemißhandelt, so daß der 
Schösser zu Altstädt am Sonntage Jubilate schrieb: „Ich thue 
Euch zu wissen, daß es übel und jämmerlich hier zugeht. Es seind 
alle Klöster hier herumb verwüstet. Münzer und Pfeifer zu Mol- 
hausen sturmen und plündern, wue sie konnen.“ — Die Fürsten 
Deutschlands, die damals keine stehenden Armeen hatten, konnten 
nicht schnell herbeieilen; denn sie hatken gegem die Massen der Rebel- 
len kaum einige Hunderte von Soldaken. 
15. Mat. 
Fortletzung des geltrigen Gegenktandes. 
Endlich brachten die Fürfkon Philipp von Hessen, Johann der 
Beskändige und Georg von Sachsen und Heinrich von. Braunschweig 
tausend fünfhundert Reiter und einige Fähnlein Fußvolk zusammen, mit 
welchen sie gegen die Bauekn anrückten. Münzer und Pfeifer wa- 
ren von. Mühlhausen „gegen Aufgang hin“ und zwar in die Ge gend 
von Frankenhausen gezogen. So hatte es Münzern der Geist im 
Traume eingegeben. Dort standen sie acht bis neuntausend Mann
	        
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