Full text: Tägliche Erinnerungen aus der sächsischen Geschichte.

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Wittenberg zu haben; allein der Kurfuͤrst ließ ihn von dort nicht weg. 
Darum rief man von Belgern den berühmten Pfarrer Johannes 
Pfeffinger. Er war der erste evangelische Pfarrer und Superin- 
tendent in Leipzig. 
24. Mait. 
Friedrich der Gebiktene ohne Pterd. 
Friedrich der Gebissene und sein Bruder Diezmann waren durch 
ihres Vaters Gewissenlosigkeit und durch die Habsucht des Kaisers 
Adolph von Nassau um alle ihre Länder gekommen. Adolph war 
mit einem Raubheere hereingekommen und hatte nicht bloß das er- 
handelte Thüringen, sondern auch Meißen, welches er nicht mit- 
gekauft hatte, gewaltsam und widerrechtlich in Besiz genommen. 
Da waren die beiden rüstigen Sprößlinge des Wettinerstammes in 
größter Noth: sie mußten der Uebermacht weichen, und während Diez- 
mann in die etwas ruhigere Lausis auf seine dortigen Burgen ging, 
irrte Friedrich geld= und obdachlos bald hier, bald dort umher. 
Unter mancherlei Verkleidung schlich er in den Jahren 1296 und 
1297 allenthalben umher, um Geld und Hilfe zu suchen, und durch 
List oder Gewalt wieder zu seinen Ländern zu gelangen. Eine Zeit 
lang war er damals in Großenhain, eine längere Zeit auf festen 
Schlössern im Erzgebirge. Im Mai 1297 begab er sich nach Prag 
zur Krönung des böhmischen Königs Wenzelz denn er hoffte von den 
dort versammelten Fürsten Beistand gegen den habsüchtigen Adolph 
zu erlangen. Damals war der arme Markgraf in so durftigen Um- 
ständen, daß er zu seiner Rückreise, den 24. Mai 1297, kein Pferd 
mehr hatte. — Nach und nach kamen aber, besonders durch die treuen 
Freiberger, große Unterstützungen an Geld oder geschmolzenem Silber: 
er konnte wieder Truppen werben; er schlug mit diesen den eingesetten 
Statthalter des Kaisers und nahm ihn bei Oschaß gefangen; und als 
ein Jahr später der Kaiser Adolph in der Schlacht fiel, athmeten 
Friedrich und Diezmann wieder freier auf. 
25. Mai. 
Bilchot Konrad und der Weinbau. 
Unter den vielen denkwürdigen Grabmälern in der tausendjähri- 
gen Domkirche zu Meißen findet sich auch das Grabmal zu des Bi- 
schofs Konrad von Wallhausen, der im Jahre 1375 am 25. Mait 
in Meißen starb. Er war für die Markgrafschaft Meißen ein merkwür-
	        
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