Full text: Tägliche Erinnerungen aus der sächsischen Geschichte.

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deren Umgegend. Der Horizont schien in Flammen zu stehen, die 
Luft wurde von einem schrecklichen Brausen des Sturmes erschuͤttert; 
ein Platzregen ergoß sich, verbunden mit Hagel und Eisstuͤcken, die 
die Feldfruͤchte in die Erde schlugen, Menschen und Thiere toͤdteten. 
Die Ilm trat aus ihren Ufern, riß Haͤuser mit sich fort, verschlang 
nur allein in Weimar fuͤnf und sechzig Menschen und eine Menge 
Thiere. Nur erst am Morgen, als das Ungewitter sich verzog, 
konnte man den Schaden ermessen, den es angerichtet; aber er belief 
sich nur allein in den an der Ilm gelegenen Ortschaften auf funfzigtau- 
send Gulden. In Allem fanden hundert zwei und neunzig Men- 
schen ihren Tod. Jedoch zeigte sich auch die Güte Gottes recht 
deutlich in der wunderbaren Rettung Vieler, die dem Tode nicht 
mehr entgehen zu können schienen. Man nannte das Ereigniß die 
Thüringische Sündfluth. · 
30. Mai. 
DUrager Friedr. 
Ein höchst verderblicher Friedensschluß war der, welchen Johann 
Georg I. mitten im dreißigjährigen Kriege mit Kaiser Ferdinand II. 
machte. Johann Georg hatte es seit dem Jahre 1631 mit den 
Schweden gehalten, und diese hatten ihm auch mehrmals das Land 
gerettet, das Tilly, Holke und Wallenstein gräßlich zu verwüsten an- 
gefangen hatten. Da aber unser Kurfürst des Krieges höchst über- 
drüßig warz; da er hoffte, daß mit ihm zugleich Alle, auch die Schwe- 
den, einen allgemeinen Frieden schließen würden; und da es mit 
den Schweden nicht mehr so gut stand, weil ihre Feldherren in der 
großen Schlacht bei Nördlingen geschlagen worden waren — so ließ 
er sich von dem Kaiser und seinen eignen Rathgebern zu einem Frie- 
den bewegen, der am 30. Mai 1635 in Prag zu Stande kam. 
Durch diesen Frieden erhielt Sachsen zwar die Lausitzen gegen eine 
vorgeschossene Summe von zwei und siebzig Tonnen Goldes; aber 
es zogen auch die Schweden, von denen es abgefallen war, als rä- 
chende Feinde ins Land; es hatte keinesweges Ruhe, sondern mußte 
ja noch immerfort Krieg führen; es erlangte keine ungestörte Religions- 
freiheit, sondern nur eine Freiheit auf vierzig Jahre, und es fand 
an den Kaiserlichen keine sonderlichen Beschützer, sondern ward viel- 
mehr von ihnen meist verlassen. — Das hatten auch die Landstände 
Sachsens vorausgesehen, und Viele hatten abgerathenz der Kurfürst 
aber schloß den Frieden und brachte zehn Jahre lang unsägliches Un- 
heil über das Land.
	        
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