133
—
6. Juni.
Marxria von Weber stirbt.
Einer der groͤßten deutschen Tonkuͤnstler in neuerer Zeit ist
Karl Maria von Weber, dessen Namen wohl Viele von Euch
auch kennen. Wie viele und wie herrliche Musikstücke hat er ver-
fertigt, und wie werden manche durch lange Jahrhunderte hindurch
seinen Ruhm immer aufs Neue verherrlichen! Ja, der Componist
des Freischütz, der Preciosa und des Oberon ist für alle Zeiten
unsterblich. Maria von Weber war geboren 1786 und lebte zuleßt
als Capellmeister in Dresden von 1816 bis 1826. Hier schrieb er
auch die eben genannten, schönen Opern;z hier wirkte er, der rastlos
Thätige, unermüdet für Kunst und Wissenschaft. Die Oper „der
Freischütz" hatte seinen Namen in die fernsten Länder getragen —
er aber blieb bescheiden und anspruchslos, stets gefällig und liebens-
würdig wie vorher. Sein Amt in Dresden legte ihm unendliche
Arbeiten auf — er aber suchte auch noch außerdem zu wirken und
zu nüßen, wo er nur konnte. Er war von Arbeiten und Sorgen
niedergedrückt und litt längst schon an einem Hals= und Brustübel
— aber er ließ nicht ab, für seine Gattin und Kinder thätig zu seim
bis zum letzten Augenblicke. Weber war ein großer Mann und ein
trefflicher Mensch. Als er im Jahre 1826 seine große Oper „Obe-
ron“ in London aufführen wollte, ließ er Gattin und Kinder in
Dresden zurück und reiste nach England. Er ward mit unglaublichem
Jubel dort empfangen; er erntete Geld und Ruhm, aber er ward
auch kränker; seine Kraft schwand zusehends, und in der Nacht des
6. Juni schloß er seine tonreiche Laufbahn.
7. Juni.
Rückkehr Friedrich Augult's des Gerechten.
Der heutige Tag war einst ein Jubeltag für Sachsen nach
langer Trauerzeit. Am 7. Juni 1815 kehrte Friedrich August der
Gerechte zu seinem Volke wieder. Zwar war die Freude nicht un-
getrubt; denn dem guten Könige war die Hälfte seines Landes ge-
nommen: aber die fremde Herrschaft hatte doch aufgehörk, und das
Volk hatte den alten Fürsten wieder, den es zwanzig schmerzliche
Monate lang nicht gesehen hatte. Von Prag her kam Friedrich
August, und sein Zug war von der Grenze an bis zur Hauptstadt
ein fortlaufender, herzlicher Triumphzug. Ehrenbogen und Aufzüge,
Gesangchöre und Anreden, Blumengewinde und Gedichte reihten