Full text: Tägliche Erinnerungen aus der sächsischen Geschichte.

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O. Juni. 
Getetz über die Volkslehulen. 
Die meisten Gesetze unsers Vaterlandes gehen nur die Erwach- 
senen an; aber das Schulgesetz, welches Ihr Alle kennt, betriffe 
außer den Eltern, Lehrern und Gemeindevorstehern auch Euch, Ihr 
Kinder. Es ward am 6. und am 9. Juni 1835 gegeben und ist 
im hohen Grade unserer Beachtung werth. ODen niedern Volksschu- 
len in Städten und auf dem Lande fehlte nemlich trotz, des Gesetzes- 
von 1805 (siehe den 4. März) noch viel an der erwünschten, bessern 
Einrichtung. Darum wurde auch sogleich auf dem ersten constitu- 
tionellen Landtage auf ein vollständigeres Schulgesetz von vielen 
Seiten angetragen. Nachdem es im Sommer 1835 an die einzel- 
nen Gemeinden ausgegeben worden war, wurden alsbald Anstalten 
getroffen, die gegebenen Vorschriften auch in Wirksamkeit treten zu 
lassen. Es wurden Schulvorstände eingeseßzt und Schulcassen errich- 
tet; es wurden die Unterrichtshgenstände und die Lehrbücher geän- 
dert und geordnet; es wurde aufs strengste auf sorgsamen Schul- 
besuch gesehen und die Versäumnisse von der Obrigkeit bestraft; es 
wurde der Gehalt allzu kärglich besoldeter Lehrer nach Kräften erhöht 
und die Einrichtung der Schulgebäude verbessert. Kurz, für Lehrer, 
wie für Schüler wurde aufs erfreulichste gesorgt. — Hat nun auch 
das Gesetz noch nicht alle Wünsche und Bedürfnisse befriedigt; hat 
es auch manche drückende Ausgabe veranlaßt: so ist es doch ein für 
die Bildung und Aufklärung unsers Volkes unendlich wichtiges 
Gesetz, das bereits viel Segen gebracht hat und noch mehr bringen 
wird in den nachfolgenden Zeiten bei den noch kommenden Ge- 
schlechtern. 
10. Junni. 
Der Blitz jerttört das Klolter Altenzella. 
Nahe bei Nossen lag einst das reichste und größte Kloster des 
Markgrafthums Meißen, das Cisterzienserkloster Altenzella. 
Otto der Reiche baute es 1195 und schenkte ihm achthundert Hufen Lan- 
des, wozu später noch viele noch andere Besitzungen kamen. Die 
Mönche gehörten aber auch dem Rufe nach zu den vorzüglichsten im 
Lande, waren arbeitsamer und gelehrter, gesittetern und gastfreundlicher 
als alle uͤbrigen. In einem Zeitraume von drei Jahren beherbergten 
sie einst zwanzigtausend Fußgaͤnger und vierzehntausend Pferde, die 
auf der Reise an dem Kloster voruͤberzogen. Von Otto an bis
	        
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