Full text: Tägliche Erinnerungen aus der sächsischen Geschichte.

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Friebrich dem Strengen wurden die meisten Landesfuͤrsten in den 
Zellischen Begraͤbnißcapellen beerdigt. — So blieb das Kloster in 
hohem Ansehen bis zur Zeit der Reformation. Dann ging auch 
seine Herrlichkeit allmaͤlig unter, und 1544 uͤbergab der letzte Abt 
Andreas dem Herzog Moritz das Kloster sammt mehren Kleino— 
dien. Die besten Kostbarkeiten waren freilich in der Stille hierhin 
und dahin, besonders nach Marienthal gebracht worden. — Das 
ehrwürdige Gebäude wurde nun auch von den evangelischen Kurfür- 
sten in baulichem Stande erhalten und von Vater August mit neuen 
Dächern versehen. Allein am 10. Juni 1599 traf es ein Blitz- 
strahl und legte mit wenigen Ausnahmen fast Alles in Asche. Das 
Deckengewölbe stürzte ein und bedeckte die Grabmäler der merkwür- 
digen Todten. Erst 1787 wurde der Schutt möglichst hinwegge- 
räumt und eine neue, kleine Fürstencapelle errichtet, in welcher die 
gesammelte Asche der alten Fürsten und Fürstinnen verwahrt wird. 
Von der frühern Pracht zeugen nur noch neun hohe Bogengänge. 
Aber noch immer sind auch diese Ruinen dem Betrachter heilige 
Erinnerungen an die ehrwürdige Vorzeit. 
LI. Juni. 
Ver Bauer Vahlitztch. 
Wie wir früher des gelehrten Bauers Arnold in Sommerfeld 
bei Leipzig gedachten, so verdient auch der Bauer Pahlitzssch in 
Prehlis bei Dresden unsere Beachtung. Pahlisch war ein großer 
Freund der Natur= und Sternkunde, in denen er sich durch eigenen 
Fleiß schöne Kenntnisse erworben hatte. Eine ausgewählte Biblio= 
thek, eine kleine Naturaliensammlung, mehre astronomische Instru- 
mente sebten ihn in den Stand, auch mit Erfolg seiner Lieblingsbe- 
schäftigung sich zu widmen. So verdanken wir ihm, dem Bauer, 
der sich wie seines Gleichen kleidete und, wenn es nöthig war, an die 
niedrigsten Arbeiten des Landmanns Hand anlegte, die Entdeckung 
eines neuen Polypen und eines großen Kometen, auf den er im 
Jahre 470K die Astronomen zuerst aufmerksam machte. Darum 
schäbte man ihn allgemeinz; der Sterngückler und Bauernprofessor — 
wie ihn seine Standesgenossen nannten — wurde Mitglied der kö- 
niglichen Gesellschaft der Wissenschaften zu London, zählte den be- 
rühmten Herschel unter seine Freunde, erfreute sich des Besüchs. 
mehrer Fürsten und Gelehrten, genoß die Achtung seines Landes- 
herrn, Friedrich August's, der sich gern und oft mit ihm unterhielt 
und ihn 1776 von den Frohnen befreite, die er dem Östravorwerke
	        
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