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23. Juni.
Kurkürkt Chrittian II. ltirbt.
Als Christian I. starb, war sein Sohn erst acht Jahr alt. Der
Ernestiner Friedrich Wilhelm, Herzog von Weimar, übernahm also
einstweilen die Regierung und wohnte zehn Jahre lang in Torgau.
Er regierte sehr gewissenhaft; nur verfuhr er allzuhart gegen die
Kryptocalvinisten (siehe den 3. April), insonderheit gegen den Kanzler
des vorigen Kurfürsten, Doctor Crell. Im Jahre 1601 trat Chri-
stian II. selbst das Regiment anz aber er regierte freilich nicht kräftig und
darum auch nicht so segensreich, als das Land wünschen mußte. Er
lebte mehr dem Vergnügen des Essens und Trinkens, der Jagden
und der Hoffeste. Darum ging in dieser Zeit das schöne Julich,
Cleve, Berg am Rheine verloren, das Christian hätte erhalten müs-
sen, wenn er zum Schwerte hätte greifen und selbst an Ort und Stelle
hätte gehèn wollen. (Siehe den 28. März.) Darum hielt der Kur-
fürst blindlings an dem östreichischen Kaiserhause, ob es ihm gleich
wenig wohlwollte. Darum nahm er sich der Protestanten wenig an
und bemerkte es nicht, wie gefahrdrohend das Bündniß der Katholi-
ken (die heilige Liga) und die Jesuiten ihnen wurden. — Christian
starb schon im acht und zwanzigsten Jahre seines Lebens, nach einem
raschen Trunke vom Schlage gerührt, den 23. Juni 1611.
241. Juni.
Danktelt wegen der polnilehen Königswahl.
(Fortseszung vom Leben August's des Starken. Siehe den 12. Mai.)
Am 17. Juni 1697 wurde August der Starke von den Polen
zum Konig erwählt, und den 24. Juni feierte man deshalb in Sach-
sen das angeordnete Dankfest. Ach es feierken es wohl die Meisten
mit schwerem Herzen und sangen wohl eben so auch: Ach, bleib bei
uns, Herr Jesu Christ! Denn ach! über zehn Millionen polnischer
Gulden kostete nur allein die theure Zustimmung der Polen, und
vielleicht eben so viel — dem Geldwerthe nach — versprach August
in der nächsten Zukunft noch zu thun. Das Krönungskleid kam
allein mehr denn eine Million Thaler. Achttausend Sachsen mußten
sogleich ins neue Königreich marschiren. In Sachsen trat Furst
Egon als Statthalter an des abwesenden Kurfürsten Stelle. In Re-
ligionssachen kamen manche Beschränkungen und Veränderungen vor.
Die arme, dcht lutherische Kurfürstin Eberhardine durfte gar nicht
nach Polen. Ein unabsehbares Feld für Verschwendung und Lurus,