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besoldet, die Jünglinge zum künftigen Lehrerberufe allseitig vorbereiten.
Da wird auch für Nahrung und Unterhalt dieser, oft armen Zöglinge
nach Kräften gesorgt. Da haben seit 1788 ein Ointer, Heise, Otto
und Andere viel zur Verbesserung des Schulwesens gewirkt, und Hun-
derte von Schülern haben da Vieles und Nutzliches gelernt. Nach
und nach vom Jahre 1794 an entstanden ähnliche Anstalten zur
Bildung von Lehrern in Weißenfels, Freiberg u. s. w. Die lehte.
dieser Art ward in Grimma errichtet und dem Manne zu Ehren, der
so unendliches Verdienst um die sächsische Volkslehrerbildung hat,
Dinterianum genannt. — Diesen Pflanzschulen verdanken jetzt die
meisten Lehrer Sachsens ihre Ausbildung und nebenbei so manche
schoͤne Stunde ihres Jugendlebens; und unsere Kinderwelt verdankt
ihnen den lichtvollern und vielseitigern Unterricht, den sie in den
Schulen jetzt empfaͤngt.
Friedrich der Weite auf keiner Reite nach Jerulalem.
Am heutigen Tage, den 27. Juni, erinnern wir uns amddie,
Ankunft Johann Friedrich's des Weisen in Jerusalem im Jahre
1493. Der frommen Sitte jener Zeit gemäß, welche das Gebet am.
Grabe des Erlösers für besonders wirksam zur Erlangung der Selig--
keit hielt, unternahm auch dieser weise Fürst, die Gefahren und Be-
schwerden dieser weiten Reise nicht scheuend, den 19. März 1493 die
Wallfahrt nach dem heiligen Grabe. Nichts unterließ man, die Reise
angenehm und belehrend zu machen. Friedrich hatte seinen Bruder
Johann, mehre adelige Herren, Prälaten, Gelehrte, Künstler, wor-
unter auch Lucas Kranach, und selbst einen Lustigmacher in seinem
glänzenden Gefolge. Von Venedig aus, wo sich Friedrich zur Bet-
fahrt erst einsesnen ließ, gelangte man nach Candia. Ein hiciges
Fieber, welches auf dieser Insel, den Kurfürsten dem Tode nahe brachte,
verzögerte die Reise, und man kam erst den 27. Juni 1493 über
Joppe in Syrien auf Eseln in Jerusalem an. Hier wurde Friedrichen
die hohe Ehre zu Theil, nach welcher damals Regenten geizten, durch
Heinrich von Schaumburg, den Einzigen seines Gefolges, der schon
einmal in Palästina gewesen war, den 29. Juni Nachts zwölf Uhr
im Tempel zum Ritter des heiligen Grabes geschlagen zu wer-
den. Schon den 2. Juli aber trat Friedrich die Rückreise an und
traf über Joppe, Rhodus, Candia mit mehren Seltenheiten und
Reliquien des heiligen Landes im Anfange des September zur Freude
seiner Unterhanen glücklich in Torgau wieder ein.