Full text: Tägliche Erinnerungen aus der sächsischen Geschichte.

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walda und Altenberg durch bie Oestreicher furchtbar ausgesogen. 
Das Mündern war vom 25. bis 26. schon so arg, daß die Ein- 
wohner ihre Wohnungen verlassen und in die Wälder flüchten muß- 
ten. Der entsebliche Patzregen am 27. trieb sie aber mit den etwa 
geretteten Thieren und Habseligkeiten zurück in die verlassene Be- 
hausung. Am 28. nun kehrten vollends die Oestreicher in vollem 
Rückzuge begriffen zurück, und da begann dann ein Greuel der Ver- 
wüstung. Der Marsch ging mit Geschütz und Pferden über die 
noch nicht abgeernteten Felder; die Obstbäume wurden zu Haufen 
niedergehauen; alles Hausvieh bis auf Ziegen und Hühner herab 
wurde mitgenommen; selbst Haus= und Wirthschaftsgeräthe aller 
Art wurden fortgeschleppt oder zertrümmert. Es war ein trauriges 
Bild der hussitischen Zeiten. — Der Einwohner mußte dazu noch 
die Blessirten aufnehmen und verpflegen; sollte Vorspann und Boten 
schaffen, die nicht aufzutreiben waren; ward um Brod geplagt, das 
er eben so wenig, als die Soldaten selber hatte. — Kurz nach 
diesen Schreckenstagen rückten auch Franzosen, nachmals Polen ein. 
Später kamen wiederum Oestreicher und zuletzt die rohesten Horden 
der Asfaten, die vom 25. October bis 15. November täglich Alles 
durchsuchten und, was sie nicht fortbringen konnten, zerstörten. Fast 
alles Verborgene und Vergrabene fanden sie auf und ließen dem ar- 
men Hausbesibzer in der furchtbar rauhen Jahreszeit nicht einmal die 
Kleider, die er am Körper trug. Damals mußte ein Hausvater oft 
Tage lang umherschleichen, um fuͤr schweres Geld ein Brod aus der 
Ferne zu holen und Salz aufzutreiben, wovon das Noͤsel vier Gro- 
schen kostete. 
30. August. 
UAusbruch des tiebenjährigen Krieges. 
Der siebenjährige Krieg, dieser traurige Verwüster unsers Va- 
terlandes, dessen Spuren hier und da immer noch nicht vertilgt sind, 
hieß eigentlich bei seinem Beginnen der dritte schlesische Krieg. 
Weil nemlich Friedrich der Große der östreichischen Kaiserin das 
schöne Schlesien weggenommen hatte, darum waren schon 1741 
und 1745 zwei Kriege geführt worden, an welchen jedes Mal Sach- 
sen Theil nahm, und welche beide zu Gunsten Preußens endeten. 
Preußen sollte fortan im Besiß des eroberten Schlesiens bleiben. 
Aber das hielt Maria Theresia für eine durch die Noth abgedrungene 
Verwilligung, die sie nicht zu halten gemeint war. Oestreich schloß 
daher nach und nach heimliche Bündnisse mit Rußland, mit Sach-
	        
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