Full text: Tägliche Erinnerungen aus der sächsischen Geschichte.

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er freudig ausrief: „Sieh', da ist Bruder Studium!“ — So gelangte er 
im Triumphzuge nach Weimar. Doch genoß er Heimathsland und 
Freunde nur kurze Zeitz den 3. März 1554 ging er ein zur großen 
Ruhe. 
11. September. 
Plünderung des Erzgebirges im einjährigen Kriege. 
So thatenlos der einjährige oder baierische Erbfolgekrieg war und 
deshalb spottweise der Kartoffelkrieg genannt wird, so brachte er doch 
viel Schrecken, Angst und Bedrückung uber das von wenigen Sol- 
daten geschütte Erzgebirge. Als östreichische Streifcorps aus Böhmen 
plünderungssüchtig einbrachen, fanden sie wenig Widerstand, plünder- 
ten daher fast ungestört Städte und Dörfer, erhoben überall übermä- 
ßige Brandschabungen und führten im Falle des Unvermögens die 
angesehensten Männer als Geißeln nach Ungarn fort. So erlitten 
Oberwiesenthal, Jöhstadt, Annaberg, Olbernhau u. a. die schrecklich- 
sten Mißhandlungen und Bedrückungen, wurden sogar ihrer Altar- 
gefäße beraubt. Am 11. September 1778 rückten auch in Marien- 
berg Kroaten ein und führten, da es nicht augenblicklich zwanzigtau- 
send Thaler Brandschabung schaffen konnte, Geißeln mit sich fort. 
Der am 15. Mai 1779 geschlossene Friede zu Teschen befreite end- 
lich die bedrängten Erzgebirger von den übergroßen Brandschatzungen 
und gab ihnen die entrissenen Ihrigen wieder, die übrigens in Ofen 
als Geißeln einer guten Behandlung ssch erfreut hatten. 
12. September. 
Bekreiungstchlacht bei Mien. — Johann Georg III. ttirbt. 
Höchst gefürchtet waren vormals die Türken, die seit dem Ende 
des funfzehnten Jahrhunderts immer wiederholte Angriffe auf Ungarn 
und Oestreich machten. Schon 1529 belagerten sie einmal Wien 
und wurden nur mitc großer Mühe zurückgetrieben. Aber weit ge- 
fahrdrohender war ihr Vordringen im Jahre 1683, wo der Wessir 
Kara Mustapha eine Viertelmilsion Streiter nach Oestreich führte 
und vor Wien ein Lager schlug. Hier handelte sich es um die große 
Frage, ob Deutschland ferner seine Selbstständigkeit behalten, oder 
Alles türkisch werden solle. Das erkannten die Fürsten Europa's, 
und darum machten sich mehre mit ihren Streitkräften auf, den 
furchtbaren Halbmond aus Deutschland zu verdrängen und die Haupt- 
stadt des Kaisers, die kaum mehr Widerstand leisten konnte, zurbe- 
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