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freien. Zwoͤlftausend Sachsen mit ihrem Georg III. marschirten im
August nach Wien ab und stießen zu den Polen, die unter Sobiesky
die Hauptbefreier ausmachten. Auch Baiern, Franken und andere
Reichsfuͤrsten, kamen herbei, und ein oͤstreichischer Herzog fuͤhrte auch
noch Schaaren herzu, so daß das Christenheer etwa achtzigtausend
Mann zählte. Den 12. September, an einem heißen Tage, griffen
zuerst die Sachsen das unermeßliche Heer und Lager der Türken an.
Georg, in der Mitte seines Leibregiments, der Kürassiere, stritt selbst
mit großer Tapferkeit. Die Feldmarschälle Golz und Flemming, die
unter Georg die Sachsen führten, thaten ebenfalls an diesem Tage
Unglaubliches. Die sächsischen Krieger stürmten mit seltenem Muth
und beharrlicher Ausdauer bald auf Schanzen, bald aufs Lager los.
Bei den Laufgräben der Türken büßten sie viele tapfre Kameraden
ein. Die Schlacht dauerte unter Hißte und furchtbarem Staubgewölb
den ganzen Tag; denn Kara Mustapha brachte immer neue Kämpfer
an die Stelle der gefallenen. Dabei ward die Stadt Wien unauf-
hörlich beschossen und bestürmt. Allein als die vereinigten Christen
Abends sechs Uhr einen großen Gesammtangriff machten, da sank
das Zauberpanier der Barbaren: die Fahne des Propheten mit
dem Halbmond; da wichen allenthalben die entmuthigten Horden,
und selbst der Wessir ergriff eilends die Flucht. Das unabsehliche
Lager mit gewaltiger Beute fiel in die Hände der Sieger. Doch
Johann Georg brachte nur einige türkische Kanonen, Zelte und Ma-
nuscripte, so wie einen Elephanten, der bald starb, mit nach., Dresden.
Dank hat er wenig geerntet. — Merkwürdigerweise starb Johann
Georg, wie wir unterm 1. August sahen, acht Jahre darauf gerade
an dem Tage, wo er Wien, den Kaiser und Deutschland gerettet hatte.
13. September.
Einzug der Franzolen und Sachten in Moskau.
An dem großen, ewig denkwürdigen Zuge Napoleon's gegen
Rußland im Jahre 1812 nahmen auch etwa zwei und zwanzigtau-
send Mann Sachsen Antheil. Der größere Theil davon blieb aller-
dings unter! General Repnier am Bug stehen und drang nicht mit
ein in das Innere von Rußland; allein drei Regimenter Reiter und
eine Abtheilung reitender Artillerie mußten die große Armee bis Mos-
kau begleiten. Es waren die schönsten Regimenter. Am 7. Septem-
ber lieferte in der Nähe der russischen Hauptstadt Napoleon die mör-
derische Schlacht bei bei Borodino oder an der Moskwa, wo auf beiden
Seiten an Todten und Verwu ndeten funfzigtausend Mann gerechnet