Full text: Tägliche Erinnerungen aus der sächsischen Geschichte.

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foͤrmlich niederhauen und morden ließ. — Leider war diese Schlacht 
zugleich Veranlassung, daß die Schweden von Polen nach Sachsen 
kamen und da ein Jahr lang zum groͤßten Schaden des Landes ihre 
Standquartiere nahmen. 
1. Februar. 
Böttger geboren. 
Von dem Erfinder des sächsischen Porzellans, von Johann Fried- 
rich Böttger, wollen wir heute die wichtigsten Lebensnachrichten hoͤ- 
ren. Er ward am 4. Februar 1682 in Schleiz geboren und nach- 
mals nach Berlin zu einem geschickten Apotheker in die Lehre gegeben. 
Hier studirte er nicht bloß höchst eifrig die Apothekerwissenschaft, son- 
dern auch die damals so gewöhnliche Kunst, Gold zu machen, die 
er aus einem alten Buche seines Lehrherrn sicher zu erlernen hoffte. 
Da er jedoch seinem Lehrherrn einst eine Probe von dieser letztern 
Kunst geben sollte, entfloh er und gelangte unter mancherlei Fähr- 
lichkeiten nach Dresden. Da kann man nun sehen, wie sehr zu jener 
Zeit die Goldmacherkunst in Ansehen stand: der König von Preußen 
setzte einen Preis von tausend Thalern auf die Zurücklieferung Böttger's, 
und wiederum die sächsische Regierung ließ ihn nicht fort, sondern 
bot ihm sogleich Mittel, seine wichtige Kunst zu üben. Einstmals 
nun ließ sich Böttger zu seinen Arbeiten und Versuchen braunen Thon 
aus Okrylla bei Meißen kommen, um daraus Schmelztiegel zu ver- 
fertigen. Und siehe, unter den vielfachen Versuchen ging eine Art Vor- 
zellan hervor, das dem chinesischen sehr ähnlich, nur aber nicht weiß, 
sondern braunroth war. August der Starke, sehr erfreut über das neue 
Product, gab sogleich Böttgern Gehilfen bei seiner Arbeit und ließ 
ihn dieselbe erst in Dresden, dann in Meißen, später auf dem König- 
stein und nachmals wiederum in Dresden auf der jetzigen Brühl'schen 
Terrasse fortsehden. Jedoch ward Böttger, so angenehm ihm auch 
sonst sein Leben gemacht wurde, stets bewacht und bei jedem Gange 
von einem Officier begleitet. Im Jahre 1709 brachte er aus der 
Thonerde bei Aue auch das weiße Porzellan hervor, und nun gewann 
Böttger's Fabrik plößlich gar sehr an Umfang und sein geliefertes 
Product an Abnahme. Von allen Orten her gingen große Bestel- 
lungen ein auf das neue Porzellangeschirr, das dem chinesischen 
nun fast ganz gleich war. 1710 wurde die Albrechtsburg in Meißen 
zur Fabrik eingerichtet und acht und achtzig Arbeiter dabei angestellt. Bött- 
ger arbeitete oft mehre Tage und Nächte hindurch, ohne sich Ruhe 
zu gönnen, schwächte aber auch dadurch, so wie durch den Genuß
	        
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