Metadata: Tägliche Erinnerungen aus der sächsischen Geschichte.

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thanen mit den Protestanten fest. Unter dlesen Bebingungen kektete 
sich von nun an Sachsens Schicksal an das des mächtigen, französi- 
schen Kaisers. 
21. December. 
Merkwürdiger Brief Luther's an Spalatin. 
Mit dem Jahre 1521 sollte der wichtige Reichskag zu Worms, 
auf welchem der neue Kaiser Karl V. erscheinen wollte, eröffnet und 
da auch die Sache der Religion mitverhandelt werden. Der Kaiser 
hatte daher bei unserm Kurfürsten, den er überaus hochschätte, ange- 
fragt, ob er nicht Luthern, dessen Reformationsversuche so großes 
Aufsehen erregt hatten, zum Verhöre mit auf den Reichstag bringen 
wolle. Der Kurfürst ließ nun Ende Decembers durch den ehrwürdi- 
gen Hofprediger Spalatin bei Luther sich erkundigen, ob wohl Luther 
zu der ernsten Reise sich bereit erklären werde, und am 21. December 
1520 antwortete Luther seinem Freunde folgende, unerschrockene Worte, 
die seinen frommen Glaubensmuth bestätigen: „Wenn ich berufen 
werde“ — schreibt er — „so will ch mich eher kassen krank hinführen, 
wenn ich nicht gesund hinkommen kann. Denn es ist nicht zu be- 
zweifeln, daß Gote mich ruft, sobald der Kaiser mich ruft. Wollen 
fie die Sache mit Gewalt handeln, wie es scheint, so ist sie Gote 
befohlen; der lebt noch. Will mich dieser niche erhalten, so ist's um 
eine kleine Sache, nur um meinen Kopf zu thun, wenn selbiger ge- 
gen Christum gehalten wird, der mit höchster Schmach getödtet wurde. 
Denn hier muß man auf keine Gefahr und Wohlstand sehen, sondern 
vielmehr darauf achten, daß wir nicht das Evangelium, das wir ein- 
mal angenommen haben, stecken lassen und also den Widerkachern 
Gelegenheie geben, sich wider uns zu rühmen, als bekennten wir 
nicht, was wir lehren, und als scheuten wir uns, unser Blut dafür 
zu vergießen. Amen!“ — So herrlich und ächt apostolisch dachte 
schon damals der große Glaubensheld, und so voll hohen Muthes 
blieb er bis zu der Stunde, wo er später vor Kaiser und Reich stand 
und ausrief: „Hier skehe ich; ich kann nicht anders! Gott helfe mir!“ 
22. December. 
Eine Getrügerin erleheint in Thüringen und gibt lich für 
eine Königin von England aus. 
Gegen Ende Decembers 1558 trat in Thüringen eine unbe- 
kannte Frau auf, die ein kleines Gefolge bei sich hatte und im Besis
	        
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