Full text: Tägliche Erinnerungen aus der sächsischen Geschichte.

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Staͤnden eine Frist gegeben worden, binnen welcher sie sich erklaͤren 
sollten, ob sie in den Schooß der allgemeinen (katholischen) Kirche 
wieder zuruͤckkehren wollten oder nicht. Der Kaiser Karl V. betrug 
sich uͤberhaupt schon jetzt so herrisch und schien der politischen, wie der 
kirchlichen Freiheit so gefaͤhrlich, daß selbst viele Katholiken seiner 
Uebermacht einen Damm zu setzen wuͤnschten. Deshalb kamen die 
protestantischen Fuͤrsten, an ihrer Spitze Johann der Bestaͤndige, 
Philipp von Hessen und die Fuͤrsten von Anhalt und Mannsfeld im 
November 1530 zu Schmalkalden zusammen und beschlossen, ein 
enges Buͤndniß unter sich zu schließen und gegen die Anmaßungen 
der katholischen und kaiserlichen Partei sich zu waffnen. Ehe der 
Bund zu Stande kam, reichten sie zuvor noch mehre nöthige An- 
fragen oder Verwahrungsschriften beim Kaiser ein, und da hierauf 
nicht sogleich Erwiederung erfolgen konnte, gingen sie den 23. Decem- 
ber noch einmal auseinander, um jeder in seiner Residenz und mit 
den Seinen das Weihnachtsfest zu begehen. Es war ein schöner, 
ernster Abschied, mit dem Alle das Versprechen verbanden, sogleich zu 
Anfang des Jahres 1531 wieder zusammenzukommen und das ange- 
fangene Werk zu vollenden. Und so geschah es auch; den 27. Fe- 
bruar (Andere den 6. März) schlossen neun Fürsten und elf Reichs- 
städte das „Schmalkaldische Verständniß“ oder den „Schmalkaldischen 
Bund,“ dem zufolge sich alle Verbundenen gegen jeden Angriff, den 
die Feinde der geläuterten Religion etwa machen würden, nach allen 
Kräften vertheidigen wollten. Auch die Könige von Frankreich und 
England, des Kaisers arge Feinde, luden sie zu diesem Bunde ein 
und reizten das Reichsoberhaupt dadurch vorzüglich zum Zornez die 
Reformirten dagegen, die sie so nöthig hätten brauchen können, schlos- 
sen sie leider aus thörichtem Glaubenswahn von der Theilnahme 
am Bündnisse aus. — Der Bund bestand sechzehn Jahre, bis 1547, 
hatte aber keinen festen Grund, keine innere Einigkeit und Stärke 
und ward darum endlich durch die Schlacht bei Mühlberg von dem 
schlauen Karl aufgelöst und vernichtet. 
24. December. 
Markgraf Diezmann ermordet. 
Der treffliche Bruder Friedrich's des Gebissenen, der Markgraf 
Diezmann, hatte, wie wir wissen, bis zur Schlacht bei Lucka (siehe 
den 31. Mai) ein kümmerliches und höchst unruhevolles Leben geführt. 
Beide Brüder hatten oft weder Land, noch Habe, noch Obdach gehabt 
und in Hütten oder Klüften sich vor ihren Feinden verbergen mussen.
	        
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