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28. December.
Die Belagerung Freibergs im dreilsigjährigen Kriege.
Die alte Bergstadt Freiberg ist zwar durch mancherlei zu fäl-
lige Umstände und Ereignisse, wie durch ihren Silberreichthum,
durch die Hinrichtung Kauffungens, durch das Erbbegräbniß in der
Domkirche und durch das letzte Treffen des si jebenjährigen Krieges,
im Laufe der Zeit hochberühmt geworden; aber die größte Berühmt-
heit und den schönstem Namen hat sie sich selber durch ihre hohe
Tapferkeit, ihren unbesiegbaren Muth, ihre seltene Treue erworben.
Schon dem Kaiser Adolph von Nassau, der sie zu Friedrich's und
Diezmann's Zeit belagerte, widerstand sie kräftig sechzehn Monate
hindurch und konnte nur durch Verrath zuletzt uͤberwaͤltigt werden.
Noch haͤrter aber mußte sie leiden im dreißigjährigen Kriege, wo die
großen, höchst kriegskundigen Schwedengenerale Banner und Torsten-
sohn sie zu verschiedenen Zeiten belagerten. Banner, der überall
Siegreiche, lag im Jahre 1639 zwei Mal vor der Stadt und äng-
stete sie mit Beschießung, mußte aber unverrichteter Sache wieder
abziehen. Anhaltender aber und furchtbarer war die dritte Belage-
tung der Schweden unter dem gewaltigen Torstensohn im Jahre
1642 und Anfang 1643. Von ihr wollen wir am heutigen Tage,
wo sie einst begann, Einiges hören und den unglaublichen Mucth be-
wundern, den die unerschrockene Stadt damals bewies. Nur- wenige
Compagnieen sächsischer Soldaten standen in ihr und eine einzige
wadron Dragonerz aber der Commandant von Schweidnitz
war ein ausgezeichnet erfahrner und tapfrer Mann;z der Bürgermei-
ster war unermüdet thätig und in hohem Ansehen bei Jedermann in
der Stadt; die Bürger, deren Freiberg damals über viertausend waf-
fen fähige zählte, waren eben so, wie die treuen, festen Bergleute
eine herrliche Schutzmauer und bessere Vertheidiger als Tausende von
wankelmüthigen Söldnern. Das machte unter Gottes Beistande die
besten Anstalten der schwedischen Feldherren und die größten An-
strengungen ihrer Heere eitel und nichtig. Vom 28. December bis
zum 17. Februar lag Torstensohn mit einer ganzen Armee vor Frei-
berg, beschoß es fast unausgesetzt mit fünf Mörsern und hundert und
vier andern Geschützen; ließ gegen dreißig Minen unter der Stadt-
mauer anlegen und damit ungeheure, zum Theil noch jetzt sichtbare
Verheerungen anrichten; unternahm mehr als zehn große Haupt-
stürme gegen die Thore und Mauern der geängsteten Stadt; gelangte
durch unerhörte Anstrengungen in den Besitz des Petersthores und ei-
nes Theils der Stadtmauer — und doch vermochte er in die Stadt