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Die Waldungen wurden besser gepflegt, Floͤßen eingerichtet, Kohlen—
und Breterhandel weithin ins Ausland getrieben. So wie August
die Amtsstube besuchte und sich die Arbeiten der Schreiber vorlegen
ließ, so sprach er auch bei Landwirthen, bei Bienenpätern, bei
Handwerkern und Künstlern ein, und auf dem ÖOstravorwerke in
Friedrichsstadt trieb er mit seiner Gemahlin, der trefflichen Mutter
Anna, selbst Garten-, Vieh= und Feldwirthschaft. — Und so war
er natürlich und nothwendig auch Sachsens Verschönerer. Nicht
genug, daß er blühende Fluren, Weinberge und Obstgärten überall
hervorrief und rege, wohlthätige Thätigkeit förderte, ließ er auch
Schlösser und Festungswerke (Augustusburg, Königstein rc.) erbauen;
die Residenz Dresden durch herrliche Gebäude verschönern; die be-
berühmte, jebt königliche Bibljothek anlegen; für die Universitäten Leip-
zig und Wittenberg große Summen ausseben und den Armen, den
Witwen und Waisen nach allen Kräften Unterstützung reichen. —
Schade, daß ihm in geistlichen und kirchlichen Angelegenheiten
nicht ganz so volles Lob ertheilt werden kann! Zwor sorgte er auch
hierin emsig; zwar hatte er, wie überall, den besten Willen, Gutes
zu wirken: aber sein Eifer ließ ihn hier gegen den vermeintlichen An-
hänger des Calvin (siehe den 3. April) oft sehr hart und ungerecht ver-
fahren. In wenig Tagen wurden einst hundert und elf Geistliche ohne
gehörige Untersuchung abgesett und später viele in ein hartes Gefängniß
geworfen. — Vater August regierte drei und dreißig Jahre zum Segen
des Sachsenlandes, und als er am 11. Februar 1586 im Moribburger
Schlosse vom Schlage getroffen wurde, da weinte alles Volk wie
beim Tode eines geliebten Vaters, und Versorgers.
12. Februar.
Kurtürttin Sibylla kttirbt.
Am 12. Februar 1659starbim zwei und siebzigsten Lebensjahre eine
höchst ehrwürdige Landesmutter, die Kurfürstin Sibplla, Gemahlin Jo-
hann Georg's I. Sie hatte mit ihrem Gatten zwei und funfzig Jahre in
stiller, ehelicher Zufriedenheit gelebt, hotte zehn Kinder geboren, fünf und
funfzig Enkel und acht und zwanzig Urenkel gesehen, und ward daher mit
Recht in der Leichenrede „des kursächsischen Rautenstocks herr-
liche Vermehrerin“ genannt. Aber sie war auch eine gute Mutter
und treffliche Erzieherin ihrer Kinder. Sie unterrichtete ihre Kinder
meist selbst inder Religion, wohnte den übrigen Lehrstunden fleißig bei und
ließ allwöchentlich Hrüfungen über die gemachten Fortschritte anstellen.—
Sie war eine milde Versorgerin der Armen und Nothleidenden.