Full text: Tägliche Erinnerungen aus der sächsischen Geschichte.

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schied von zuruͤckbleibenden Freunden, ernster Uebergang aus der. 
lieb gewordenen Heimath in eine oͤde, unbebaute Gegend! Denn die 
armen Auswanderer wendeten sich über die Grenze hinüber an den 
Fastenberg, wo einige kleine Waldhütten standen. Dort nahmen sie 
einstweilen — zu vierzig in manchem Hause — ihren Wohnplatz 
und baten den Kurfürsten Johann Georg um die Erlaubniß, an dieser 
Stelle eine Bergstadt zu bauen. Zu ihrer größten Freude ward 
ihr Gesuch bewilligt und mitten in dem rauhen Walde der Markt- 
plaß, Kirche, Pfarre und Schule und das ganze Städtchen abgesteckt. 
Freilich mußten nur allein auf dem zukünftigen Markte tausend 
sechshundert und neunzig große Baume ausgeroden werden! Und 
eben so war es mit den übrigen Bauplätzen. Dennoch entstand die 
neue Johanngeorgenstadt, und wenn es schon im Anfange ußerst 
kümmerlich herging, so war es doch nach zehn Jahren schon so weit 
gekommen, daß eine Kirche, zwei Prediger und eine Einwohnerzahl 
von mehr als zweitausend Menschen vorhanden war. — Die Aus- 
wanderung geschab Mitte Februar, und die Erkaubniß erfolgte Aus- 
gangs desselben Monats im Jahre 1654. · 
29. Februar. 
Dinter geboren. 
Unter die vielen Männer, auf welche Sachsen mit edlem Stolze 
blicken darf, gehört auch der Mann, welcher im Jahre 1760 am 
heutigen Tage in die Welt trat: Gustav Friedrich Dinter ward 
in Borna geboren. Er, der noch im siebzigsten Jahre ws- 
chentlich drei und achtzig Stunden rastlos arbeitete, wie viek hat er 
Gutes und Großes gewirkt in seinem langen, thatenreichen Lebenl 
Schon als Prediger in Kitscher bei Borna war er nicht allein treff- 
licher Lehrer, sondern auch Freund und Rathgeber, Krankenversorger 
und Friedensstifter, mit einem Worte Wohlthäter seiner Ge- 
meinde. Noch umfassender wurde sein Wirkungskreis als Director 
am Seminar in Friedrichsstadt, wohin er 1797 berufen ward. Da 
gab er fast den ganzen Tag und selbst Abends noch Unterricht und 
war überhaupt zehn Jahre lang der berühmte Lehrer, der välterliche 
Freund und das schönste Vorbild einer großen Anzahl von Jünglin- 
gen, die zum Theil wegen ihrer ausgezeichneten Bildung ins Aus- 
land sogar berufen wurden. Auch als Pfarrer in Görnitz, wohin 
Dinter im Jahre 1807 ging, sebte er sein heilsames, wohlthätiges 
Wirken fort. Dabei wurde er durch seine ausgezeichneten Schrif- 
ten, die in aller Lehrer Hände gingen, zugleich der Lehrer Deutsch-
	        
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