Full text: Tägliche Erinnerungen aus der sächsischen Geschichte.

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Pflege von Leisnig und Penig fiel nun dem Landesherrn, Georg dem 
Bärtigen, zu. Damals war aber am Hofe des alten. Georg's gerade 
Pinz Morißb zum Besuche; und als dieser von der schönen Erbschaft 
des Oheims hörte, ging er hin und bat sehr freimüthig, daß Georg 
doch ihm die Burggrafschaft schenken möge. Nach.einem lan- 
gen, ernsten Blicke, den der alte, erfahrene Staatsmann auf ihn rich- 
tete, soll er geantwortet haben: O Moriß, Moriß, als wenn Dir 
das ganze Sachsenland gerecht wäre! —. Sollke auch die 
Antwort vielleicht erst in späterer. Zeit gemacht worden sein, so zeugt 
doch die Frage und Bitte von dem frühzeitig hochstrebenden Geiste 
dieses jungen Fürsten, der nachmals sich so hoch emporschwang. 
25. März. 
Kurfürst Ernst geboren. 
Der Stammvater der Ernestinischen Linie, Kurfürst Ernst, wurde 
1541 am heutigen Tage geboren: gewiß ein in mehrfacher Beziehung 
für Sachsen höchst merkwürdiger Fürst. Er war es, der in seinem 
funfzehnten Lebensjahre von den Genossen des Kunz weggeführt und 
mehre Tage in der Teufelshöhle bei Zwickau verborgen wurde. Er 
regierte späterhin zwanzig Jahre lang friedlich und wahrhaft brüder- 
lich mit seinem rauhern Bruder Albrecht gemeinschaftlich, und ließ es 
diesen niemals fühlen, daß er der Aeltere und Kurfürst sei. Er sorgte 
aber auch in dieser schönen Zeit, wo der kriegslustige Bruder oft ab- 
wesend war, wie ein Vater fürs Sachsenland, gab ihm eine Münz- 
ordnung, eine Polizeiordnung und viele andere, höchst heilsame Gesetze, 
und bewies sich überall als eifriger Förderer der Landeswohlfahrt, der 
Künste und Wissenschaften. Seine Unterthanen liebten ihn herzlich; 
denn Klugheit und Gerechtigkeic leiteten seine Schritte. Leider tra- 
ten aber doch Mißhelligkeiten zwischen den Brüdern ein, die meist 
von den Amtleuten des Kurfürsten ausgingen und Albrecht zu deni 
Wunsche veranlaßten, daß das alte Wettinerland getheilt werden 
möge. Unterm 26. Juli werden wir mehr von dieser Theilung hören. 
So viel ist aber gewiß, daß Ernst weder mit der Theilung, noch mit 
dem ihm zugefallenen Thüringen zufrieden war, und daß der Schmerz 
darüber sogar seine Gesundheit untergraben hat. Er starb gerade ein 
Jaht nach der Theilung, den 26. Juli 1586, auf dem Schlosse zu 
olditz. 
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