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ist es also, wenn wir im Vaterlande selbst die nöthige Hilfe finden
und ähnliche Gesundwasser auch in Sachsen entdeckt werden! Das
war aber am 27. März 1717 bei Radeberg der Fall, wo noch immer
Sachsens wichtigstes Bad zu finden ist. Der Bürgermeister Seidel
in Radeberg, der in einem alten Stollen nach Silber oder anderm
Metall suchte, entdeckte dort unvermuthet einen Heilquell, der sogleich
an seinen verwundeten Füßen die Heilkraft äußerte. Seidel errich-
tete nun eine Badeanstalt, in welcher man sich des erwärmten
Mineralwassers bediente, welche von August dem Starken und seinem
Hofe selbst besucht ward und Vielen Linderung in ihren Körperleiden
brachte. So ist nach und nach das jetzige Radeberger Bad, welches
im Laufe der Zeit allmälig sehr vergrößert wurde, entstanden und
von Tausenden mit Nutzen gebraucht worden. Vorzugsweise bringt
es bei Nervenschwäche, bei Gicht, bei Krämpfen und bei Störungen
des Blutumlaufs große, höchst wohlthätige Wirkungen hervor. —
Außer diesem Badeorte gibt es in Sachsen noch sieben oder acht andere
zu Wiesa bei Annaberg, zu Wolkenstein, Berggießhübel, Tharand,
Schandau, Schmeckwitz. Allein die sächsischen Quellen sind nicht so
stark, nicht so wirksam als die benachbarten böhmischen und können
auch nicht zu der Berühmtheit gelangen, welche jene seit alten Zeiten
haben. Am meisten. Abbruch haben den böhmischen Wässern die
künstlichen Mineralwässer unsers betühmten und verehrten
Struve in Dresden gethan. Er hat die Natur durch sein Kunst-
product zwar nicht in allen Stücken zu erreichen, wohl aber so. nach-
zuahmen gewußt, daß schon Tausende von Gebrechlichen seit der Ein-
richtung der berühmten Trinkanstalten in Dresden und Leipzig ihm
freudig ihre Genesung verdankten.
28. Mürz.
Der Jülich-CElevetche Erbkolgektreit.
Wie ganz anders hätte es vielleicht in späterer Zeit um Sachsen
gestanden, wenn es vor zweihundert und dreißig Jahren, 1609 den
28. März, einen andern Regenten als den sehr unbesorgten und
schwachen Christion II. gehabt hätte!. Damals starb der Herzog jener
schönen Länder am Nheine, welche jetzt eine Provinz des preußischen
Staats ausmachen, der Herzog von Jülich, Cleve, Berg. Er hinter-
ließ keine Kinder, und Sachsen hatte schon; anderthalbhundert Jahre
früher sich das Recht erkauft, diese Länder dereinst in Besitz nehmen
zu dürfen, wenn der Fürstenstamm aussturbe. Auch der Kaiser
Karl V. hatte zur Zeit des Wormser Reichstages dieses Recht bestätigt