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Sold erhalten hatten, mochten nicht mehr fechten; Niemand wollte
dem armen Herzog mehr Folge leisten, und selbst seine persönliche
Ermahnung auf dem Schloßhofe fruchtete nichts. — Am 12. April
mußte endlich unterhandelt werden, und am 13. April 1567 zog der
Kurfürst mit seinem Heere in die Stadt ein. Es war gerade an
dem Sonngtage, an welchem zwanzig Jahre früherder Vater des Her-
zogs in der Schlacht bei Mühlberg gefangen worden war, am Tage
Misericordias domini. Jetzt ward auch der Sohn gefangen. Der
Kurfürst, als er an ihm vorbeiritt, würdigte ihn keines Blickes; die
kaiserlichen Abgeordneten verkündigten ihm als einem Geächteten le-
benslängliche Gefangenschaft; sein Bruder Johann Wilhelm war
schon mit in die Stadt eingezogen, um von nun an die Regierung
der herzoglichen Länder an Johann Friedrich's Statt zu übernehmen.
Das war der traurige Ausgang der Capitulation von Gotha: Jo-
hann Friedrich verlor Land und Freiheik, und seine Verführer und
Rathgeber erlitten die Todesstrafe. Doch von den Letern werden
wir den 18. April ein Mehres hören.
IXA. April.
Fortftakademie.
Eine für unser Vaterland sehr wohlthätige Anstalt ist unter
vielen andern auch die Akademie für Forst= und Landwirthschaft
in Tharand, welche am 14. April 1816 — damals aber nur als
Forstakademie — gegründet wurde. O, wie viel kommt in einem
Lande auch darauf an, daß die Waldungen wohl beaufsichtigt und
gehörig gepflegt werden! Schon zu Vater August's und zu Au-
gust's des Starken Zeiten war dies vielfältig empfunden und durch
sogenannte „Holzordnungen“ aufs strengste eingeschärft worden. Aber
wie wenig half das bei der damaligen unvollkommenen Bildung der
Forstbeamten, zu einer Zeit, wo die Oberförster häufig „noch nicht
lesen konnten!“ Wie ward da in den Wäldern gewüstet! Die Köh-
lereien und die Aescherhütten, die Viehheerden, welche unablässig in
den Holzungen weideten, die Waldbrände, welche durch Unvorsichtig-
keit entstanden und oft viele Tausend Holzstämme in Kurzem vernich-
teten — wie viel trugen sie zur Verheerung der Waldungen beil
Und wie wenig ward damals für neue Holzsaaten und Pflanzungen
gesorgt! Daß dies jetzt allenthalben und mit eben so viel, Einsicht
als Sorgfalt geschieht, verdanken wir hauptsächlich der Forstanstalt
zu Tharand, auf welcher jeder königliche Forstbeamte eine festgesebzte
Heit hindurch studirt und mit Allem, was zur Waldcultur gehört,