Full text: Tägliche Erinnerungen aus der sächsischen Geschichte.

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Unterthaͤnigkeit die Schluͤssel der Stadt zustellen und unterthaͤniglich 
bitten, Ew. Majestaͤt wollen das arme Staͤdtlein zu Gnaden in 
Schutz und Schirm an= und aufnehmen und vor arme Unterthanen 
erkennen.“ — Darauf antwortete der Dollmetscher einige Worte, 
ward aber von Karl mitten in der Rede unterbrochen, welcher sagte: 
„Nit also, nit also!“ Karl sagte ihm nun andere Worte ins Ohr, und 
der Dollmetscher sprach jetzt: „Römisch kaiserliche Majestät zeiget an: 
nachdem sich Johann Friedrich, vermeinter Kurfürst zu Sachsen, 
Euer gewesener Herr, an Seiner kaiserlichen Majestät vergriffen und als 
ein ungehorsamer Fürst eingelassen hat, will es doch kaiserliche Ma- 
jestät Euch nicht entgelten lassen, sondern sich an ihme, als dem Prin- 
cipale, selbst rächen.“ — Dem Kaiser mochte der letztere Ausdruck 
seines Dollmetschers wohlgefallen; denn er sprach: „Ja, recht, Princi- 
pal, Principall“ — Die Leisniger Rathsherren, immer noch knieend, 
dankten nun noch für erhaltene Gnade und boten dem Kaiser ein 
„gering Geschenk“ von funfzig Scheffel Hafer an. Darauf der 
Dollmetscher sprach: „Unser allergnädigster Herr nimmt solche Ver- 
ehrung zu Gnaden an.“ Der Kaiser aber rief nun den Knieenden zu: 
„Uf, uf!“ reichte ihnen Allen die Hand und entließ sie. — Das war 
in damaliger Zeit, wo man in feindlichem Gebiet immer nur grau— 
sam verfuhr, wo der wilde Alba mit seinen Spaniern seinen Weg 
mit Raub, und Brand bezeichnete, ein sehr huldvoller und hoͤchst un— 
erwarteter Empfang und um so dankenswerther, da Kaiser Karl 
spaͤterhin der kleinen Stadt auch noch einen Schutzbrief zuschickte, 
der zum Andenken noch jetzt im Rathsarchive aufbewahrt wird. 
21. April. 
Herzog Ernst von Gotha stirbt. 
Es ist nicht noͤthig, daß ein Fuͤrst große Kriegsthaten thue, um 
einen ehrenvollen Namen bei der Nachwelt zu erhalten; nein, den 
schoͤnsten Namen empfaͤngt ein Landesfuͤrst durch Herzensguͤte, durch 
Vatersorge, durch stille Thaten des Friedens. So sehen wir es beim 
Herzog Ernst II. von Sachsen-Gotha, der am 21. April 1804 un— 
ter den Thraͤnen und Klagen seiner Landeskinder zu Grabe getragen 
ward. — Er war zwei und dreißig Jahre hindurch der weise und 
herzensguter Vater seiner Unterthanen. Jeden ließ er gern vor sich, 
hörte sein Anbringen, half oder tröstete, wo er nur konnte. Ueber- 
all ging er umher, um zu sehen, was irgendwo Noth thue. Die be- 
rühmten Schulanstalten zu Gotha, Altenburg, Schnepfenthal begrün- 
dete und schirmte er; die Kunste und Wissenschaften förderte er em-
	        
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