Full text: Handbuch des Königlich Sächsischen Verwaltungsrechts.

290 Halden. 
urtheilung nicht gestellen. Wegen strafbarer Handlungen, die nur mit 
Haft= oder Geldstrafe bedroht sind, darf die Verhaftung nur gegen die 
unter 2 und 3 Genannten oder unter Polizeiaufsicht Stehenden oder 
wegen Uebertretungen, wegen der Ueberweisung an die Landespolizeibe- 
hörde zulässig ist, verfügt werden. Der Festgenommene ist unverzüglich 
dem Amtsrichter des Bezirks der Festnahme zuzuführen (St PO. 88§ 127, 
128, 112, 113)0. In Verwaltungsstrafsachen (s. d. II 3 und 4) hat 
die Verwaltungsbehörde bei Abgabe der Sache der Staatsanwaltschaft 
den vorläufig Festgenommenen zur Entschließung über Fortdauer der Haft 
zuzuführen (AVO. vom 15. September 1879 S. 351 §#„ 2, 5°,). Ge- 
langt die Verwaltungsstrafsache in anderer Weise als durch die zuständige 
Verwaltungsbehörde an die Staatsanwaltschaft, so hat die Abgabe an 
die Verwaltungsbehörde zu unterbleiben, wenn an den Angeschuldigten 
ein Haftbefehl erlassen worden ist (§ 111). Reichs= und Landtagsab- 
geordnete dürfen während der Sitzungsperiode ohne Genehmigung des 
Reichs= und Landtags nur, wenn auf frischer That ergriffen, verhaftet 
werden; diesfalls ist dem Reichsamt des Innern unverzüglich und dem 
Justizministerium ausführlich Bericht zu erstatten (Vll. § 84, Reichsverf. 
vom 16. April 1871 S. 64 Art. 31, MVO. vom 18. März 1882). 
II. Als Strafe ist Haft zulässig bei Uebertretungen (s. d.). Der 
Höchstbetrag ist 6 Wochen, bei Concurrenz 3 Monate, der Mindestbetrag 
1 Tag (StG. 88 18, 18, 772, 782). Jedoch dürfen in Verwaltungs- 
strafsachen (s. d. I 1 und 3) Gemeindevorstände und Gutsvorsteher Haft 
überhaupt nicht, Bürgermeister kl. StO. mit Ausnahme von Steuerstraf- 
sachen (s. d. 1I) nur bis zu 8 Tagen, die übrigen Verwaltungsbehörden 
nur bis zu 14 Tagen erkennen und (s. Strafandrohung 1) androhen, 
während für Ungehorsamsstrafen (s. Strafandrohung II) und für Dis- 
eiplinarstrafen (s. d.) ein allgemeines Höchstmaaß nicht aufgestellt ist. 
Für die Strafverwandlung (s. d.) von Geld= in Haftstrafe ist ein beson- 
deres Werthsverhältniß festgestellt. Die Haftstrafe besteht in einfacher 
Freiheitsentziehung und wird in den dafür bestimmten Räumen der Unter- 
suchungsbehörden, aushilfsweise in den Gerichtsgefängnissen (s. d.) ver- 
büßt (StGB. § 188, VO. vom 19. December 1870 S. 408 F 4). Im 
Getrigen gelten die allgemeinen Bestimmungen über Strafvollstreckung 
(s. d.). 
III. Die civilprocessualen Bestimmungen über Anordnung von Haft 
wegen Nichtleistung des Offenbarungseides (s. d.) leiden auch auf Zwangs- 
vollstreckungen (s. d.) wegen Geldleistungen in Verwaltungssachen An- 
wendung (CPO. §§ 782—795, Ges. vom 7. März 1579 S. 84 § 4). 
Hiernächst ist Haft als Sicherungsmaßregel zulässig (CPPO. §8 796 ff.). 
Halden. Ungangbare H. dürfen nicht ohne Genehmigung des Bergamtes, 
die nur aus polizeilichen Gründen oder im Interesse einer künftigen 
Wiederaufnahme des Bergbaues versagt werden kann, eingeebnet werden. 
Die Ausfsicht über die Einebnung gebührt den Stadträthen, Bürgermeistern 
kl. StO. und Gemeindevorständen, denen auch die Bescheinigung über 
die bergamtliche Genehmigung vorzuzeigen ist. Die Erbauung neuer 
Häuser auf oder in unmittelbarer Nähe von H. ist nur zu gestatten,
	        
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