296 Hebammen.
zunehmenden sind vorher durch den Bezirksarzt auf ihre Tauglichkeit zu
prüfen und haben ein von der Ortspolizeibehörde auf Grund vorherigen
Einvernehmens mit dem Ortsgeistlichen auszustellendes Leumunds- und
Geburtszeugniß beizubringen. Für den Unterricht hat als Leitfaden das
neue Hebammenbuch (s. d.) zu dienen (Mand. vom 2. April 1818 S. 9
88 1- 6, 22, GO. 8 302, VO. vom 22. Juni 1892 S. 287, Heb-
ammenordnung vom 22. Juni 1892 S. 291 §§ 1—4, VO. vom 12. April
1865 S. 115 § 124, Instr. vom 10. Juli 1884 S. 210 § 272, MV0.
vom 30. Januar 1885 in der Zeitschr. f. V. VI S. 134).
II. Die Anstellung und Verpflichtung erfolgt, abgesehen von den
Bestimmungen über Hebammenbezirke (s. d.) und über „Annahme“ durch
die Gemeinden, durch die Amtshauptmannschaften und Stadträthe. Die
Verpflichtung erfolgt kostenfrei nach der Formel vom 22. Juni 1892
S. 298. Vor der Verpflichtung muß die H. durch bezirksärztliches
Zeugniß den Besitz der vorschriftsmäßigen Hebammenapparate, des Heb-
ammenbuchs (s. d.), der Hebammenordnung sowie der Instructionen für
Kindbettfieber und Augenentzündung nachweisen. Das Amt einer Leichen-
frau darf die H. nicht bekleiden (Mand. vom 2. April 1818 S. 9 89,
VO. vom 22. Juni 1892 S. 287, RLGO. 8§ 69, VO. vom 22. August
1867 S. 258 § 4, SW B. von 1878 S. 93, Ges. vom 20. Juli 1850
S. 183 § 3, AVO. vom 20. Juli 1850 S. 184 § 2, VO. vom 22. Au-
gust 1874 S. 125 § 25, MV0O. vom 27. Juni 1885 in der Zeitschr.
f. V. VI S. 265). Die Anmeldung nach § 14 der GO. ist weder er-
forderlich noch ausreichend, da der gewerbsmäßige Betrieb, abgesehen von
den Bestimmungen über Privatentbindungsanstalten (s. Krankenanstalten
A) nur den Bezirkshebammen gestattet ist. Auch die an andern deutschen
Anstalten gebildeten Personen können in Sachsen als H. angestellt wer-
den; im Grenzverkehr mit Oesterreich und Bayern ist die gegenseitige
Zulassung gestattet (MVO. vom 22. August 1882 im DEKB. S. 45,
W B. S. 199, Zeitschr. f. V. III S. 312, Uebereinkunft vom 30. Sep-
tember 1882 im Reichsgesetzbl. von 1883 S. 39, Bek. der Kreishaupt-
mannschaft Dresden vom 27. Mai 1887 im DEB. S. 33, und bezüg-
lich Bayerns MVO. vom 11. September 1894 in der Zeitschr. f. V.
XVI S. 34).
III. Die Bezirksärzte haben über das pflichtmäßige Verhalten der H.
sorgfältig zu wachen und sich zu überzeugen, daß sie in ihren Kenntnissen
nicht zurückgegangen sind. H., die seit länger als 2 Jahren von ihrem
Berufe zurückgetreten waren, haben unmittelbar vor der späteren Wieder-
anstellung einen mehrwöchigen practischen Wiederholungscursus an einer
Hebammenschule zu bestehen. Bei gänzlicher Untüchtigkeit sind sie von
der Stellung zu entfernen (Mand. vom 2. April 1818 S.9 88§ 12,
19, VO. vom 22. Juni 1892 S. 287 8 10, Hebammenordnung § 3,
Instr. vom 10. Juli 1884 S. 210 § 27 Pct. 5—9). Die Entsetzung
erfolgt durch die Amtshauptmannschaft (Stadtrath), worauf die Kreis-
hauptmannschaft über Entziehung des Rechts zur Ausübung der Heb-
ammenkunst im Allgemeinen beschließt und das Prufungszeugniß vom
Landesmedicinalcollegium zu cassiren ist. Vorbehalt vierteljähriger Kün-