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des Kaisers weilen sollte, bei Fackelschein auf der Brennerstraße
nach Süden und wandten sich im Rienztale östlich nach Bruneck.
Der Kaiser begab sich nach Villach in Kärnten, König Ferdinand
nach Passau, nachdem er seinen Rat Ulrich Zasius an Moritz
mit der Verwarnung weiteren Vordringens entsandt hatte. Dieser
traf Moritz in Innsbruck, wo er soeben am 23. Mai einen prunk-
vollen Einzug gehalten hatte. Dabei wurde alles, was kaiserlich
war, den Söldnern preisgegeben, dagegen das königliche Schloß,
wie wenige Tage vorher das ebenfalls königliche Schloß Ehren-
berg, mit Rücksicht auf Ferdinand unangetastet gelassen.
Die einzige Karte, die der Kaiser noch gegen Moritz aus-
zuspielen hatte, war der verflossene Kurfürst von Sachsen; eine
bittere Ironie des Schicksals! Im Falle die Passauer Verhand-
lungen sich zerschlügen und im Falle dann der Kaiser die Acht
über Moritz verhängen würde, sollte ihm die Wiedereroberung
seiner Lande verstattet sein, wogegen er außer 300000 Kronen
Unterstützung und völliger Freilassung der Religion auch die
Wiedereinsetzung des Erzbischofs von Köln, Herman von Wied, zur
Bedingung machte.
Die Verhandlungen in Passau begannen am 1. Juni. Ver-
hältnismäßig rasch einigte man sich über die Religionsfrage:
die Zustimmung des Kaisers vorausgesetzt, sollte von nun an
zwischen den konfessionell verschiedenen Reichsständen der Religion
halber keine Fehde mehr stattfinden und es den Ständen vor-
behalten bleiben, zur Ordnung der religiösen Fragen ein General-
oder Nationalkonzil, einen Reichstag oder ein bloßes Colloquium
zu berufen. Mit dem französischen König beschloß man sobald
wie möglich reinen Tisch zu machen. Dessen „Orator“ war zwar.
zugegen, aber König Ferdinand lehnte ab, ihn zu empfangen, so
daß er getrennt mit den Fürsten verhandeln mußte. Die ihm
dabei gezeigte Abneigung der nicht dem Bunde angehörenden Für-
sten veranlaßte ihn, von Passau heimlich, als trachte man ihm
nach dem Leben, zu entweichen. Die meisten Schwierigkeiten er-
weckte die Frage der Freilassung des Landgrafen, weil diese nach
Moritzens Meinung sofort nach der Beschlußfassung der Fürsten,
nach Ferdinands erst nach Ablohnung der Kriegsvölker er-