Full text: Geschichte des deutschen Volkes.

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Herausgeber nicht die Rede sein konnte von prinzipiellen Aenderungen in 
Anlage und Haltung, schien mir selbstverständlich. Ich habe denn auch 
die Eintheilung, selbst die Paragraphirung nicht angetastet, obwohl sie an 
so manchen Stellen meinen Anschauungen nicht ganz entsprach, ich habe 
gemeint, daran — wenigstens für jetzt — nicht ändern zu dürfen. Auch 
die Haltung des Ganzen habe ich unberührt gelassen, an Urtheilen über 
Personen und Verhältnisse nicht gerüttelt. Auch hier meinte ich, im ein- 
zelnen Falle meine persönliche Ueberzeugung hinter dem, was dem Herrn 
Verfasser solche gewesen, zurücktreten lassen zu sollen, wenn nicht — und 
das ist für die ganze Bearbeitung mein erster und leitender Grundsatz ge- 
wesen — die geschichtliche Wahrheit eine Aenderung unabweisbar gebot. 
Der Fleiß, die Sorgsamkeit, mit denen der Herr Verfasser seinen massen- 
haften Stoff zusammengetragen, die Geschicklichkeit, die er bei der Verarbei- 
tung desselben bewiesen, sind allgemein anerkannt, vielleicht von Niemand 
mehr als mir, der dem Verfasser Zeile für Zeile, Wort für Wort nachge- 
gangen. Daß trotz alledem vielfache Irrthümer vorgekommen, daß nicht 
wenige durch die verschiedenen Auflagen, soviel auch in jeder einzelnen ge- 
bessert worden ist, stehen geblieben, daß veraltete Anschauungen beibehalten 
sind, wird am Wenigsten der Kundige auffällig finden, der da weiß, wie schwer 
es ist, auch nur auf engem Gebiete, für den Zeitraum von Jahren und 
Jahrzehnten das vorhandene Material zu beherrschen, der schnell vorwärts 
schreitenden Forschung überallhin zu folgen. Ich habe mich bemüht, nach 
dieser Seite des Richtigen das Buch nach Kräften zu fördern, und so 
wenig ich mir einbilde, überall die Angaben des Buches mit dem Stand- 
punkte heutiger Geschichtswissenschaft in Einklang gebracht zu haben, so 
hoffe ich doch, daß meine Fachgenossen das ernste Bestreben, dies Ziel zu 
erreichen und überall, selbst in Kleinigkeiten, genau zu sein, nicht verkennen 
werden. Dank der hiesigen Herzogl. Bibliothek und deren entgegenkommen- 
dem Leiter, dem Herrn Prof. Köhler, bin ich in der Lage gewesen, an Hilfs- 
mitteln, Quellen und neueren Forschungen das Wesentlichste zur Vergleichung 
hier zur Hand zu haben, nur selten war es nothwendig, größere Bibliothe- 
ken zu Rathe zu ziehen. Benutzt habe ich, was mir zu Gebote stand, so 
weit es mit meinen Grundsätzen vereinbar war. Denn ein Buch, wie das 
vorliegende, darf, meine ich, keine Anhäufung von neuen, eben auftauchenden, 
morgen vielleicht widerlegten Ansichten über Thatsachen und Personen sein. 
Neueren Aufstellungen gegenüber konnte, wo ich selbst das Material nicht 
so beherrschte, um zu einer endgiltigen Entscheidung befähigt zu sein — 
und das war natürlich nur für verschwindend kleine Zeiträume der Fall — 
mein Verfahren nur das sein, daß ich dem Urtheile bewährter Kenner der 
fraglichen Periode folgte, und wo mir ein solches noch nicht vorlag, auf die 
Aufnahme des Neuen überhaupt verzichtete, falls sich nicht die Richtigkeit dessel- 
ben geradezu aufdrängte. Wenn demnach Manches keine Aufnahme gefunden, 
trotzdem es mir bekannt gewesen ist, so ist mir gewiß noch viel mehr ent-
	        
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