Full text: Geschichte des deutschen Volkes.

Welfen und Stanufer. Lothar von Sachsen. Honrad III. 8§ 151—152. 105 
zeigte Lothar sich schwach. Selbst die Unternehmungen, die seit Ottos des 
Großen Zeiten geruht, wurden wieder ausgenommen. Ein junger Freund 
und Waffengefährie othars, Albrecht, zubenannt der Bär, aus dem edlen 
sächsischen Geschlechte der Askanier, die nördlich vom Harz in Aschersleben, 
Ballenstedt und auf Burg Anhalt im Selkethal einheimisch waren, eEhielt 
1134 von ihm die sächsische Nordmark (5 109), von wo aus er bald 
die deutsche Kultur weiter über die Elbe zu tragen begann. Als Lothar 
1136 einen neuen Römerzug unternahm, da bestand das Heer, das er über 
die Alpen führte, aus Deutschen aller Stämme und aller en, nicht bloß 
aus Sachsen, und Konrad von Staufen selbst war des Kaisers Bannerträger. 
Mit allem Glanze des Reiches trat Lothar auf, ja er konnte sogar einen 
fiegreichen Zug gegen Roger II., den König der Normannen, der noch immer 
gegen den Tast sich feindselig hielt, bis nach Unteritalien durch Herzog 
inrich den Stolzen von Bayern ausführen lassen. Auf dem Rückwege, 
als er kaum die Alpen überschritten, starb er, den 3. Dezember 1137. Seine 
Leiche ward nach Sachsen geführt und in der auf seinem Erbgut gestifteten 
Klosterkirche zu Königslutter begraben. „Dem Kaeiser Lothar“, so berichtet 
bewundernd ein sächsischer Chronist, „bezeugten Könige und Königreiche die 
öchste Verehrung. Von Ungarn, Russen, Dänen, Franzosen und den übrigen 
ölkern und Königen wurde er mit Geschenken und Gesandtschaften beständig 
aufgesucht. Denn unter ihm war das Reich von Frieden beglückt, der Wohl- 
stand in Fülle verbreitet, die Gerechtigkeit führte das Scepter, die Ungerech- 
tigkeit kam zum Schweigen.“ 
& 152. Als Erben der Kaiserkrone sah sich Heinrich der Stolze an, dem 
Lothar sterbend die Reichskleinodien übergeben hatte. Und in der That war 
iein Mächtigerer im Reich. In Italien war er mit den Mathildischen Gütern 
(fast ganz Tuscien) belehnt und seine Alode erstreckten sich durch Bayern bis 
nach Sachsen; dazu war er Herzog in beiden großen Ländern (doch vgl. 
* 150); mithin gehorchte ihm fast das halbe Reich. Aber ebenderselbe 
Grund, der einst die Wähler Friedrich dem Staufer entfremdet und bothar 
zugewandt hatte, die Furcht vor einem zu mächtigen Kaiser, machte dieselben 
jetzt wieder seinem staufischen Nebenbuhler geneigt. Dies war Konrad, der 
schon früher einmal gegen Lothar in Italien als König aufgetreten war. 
Noch ehe der ausgeschriebene Wahltag kam, mehr als zwei Monate früher, 
rief diesen der Erzbischof Albero von Trier zu Koblenz zum Könige aus, und 
ein päpstlicher Legat krönte ihn zu Aachen. Wie einst Lothar und noch 
minder ehenvoll war der erste Staufer, Konrad III., 1138—1152, „im 
Winkel“ erwählt, durch Nachgeben gegen Fürsten und Geistliche auf den 
Thron gelangt. Heinrich der Stolze sah sich überflügelt und lieferte unwillig 
die Reichskleinodien aus. Nun aber sprach ihm Konrad Sachsen ab, da zwei 
Herzogtümer nicht in einer Hand sein dürften, und verlieh es Albrecht 
dem Bären. Do freilich griff Heinich der Stolze zu den Waffen. Nun 
ächtete ihn Konrad und nahm ihm auch Bayern, das er seinem Halbbruder,) 
dem Babenberger (& 130) Leopold von ÖOsterreich, gab. Heinrich sah 
sich von den bayerischen Großen verlassen und wollte mit den sächsischen den 
Widerstand versuchen, — aber eben als das Glück sich wieder zu ihm wandte, 
starb er plötzlich, 1139. Er hinterließ einen zehnjährigen Sohn, den nach- 
maligen Heinrich den Löwen, mitten unter Feinden; doch verteidigten 
Heinrichs Witwe, Gertrud und deren Mutter, die Kaiserin Richinza, 
Frauen von männlichem Sinn, Sachsen gegen Albrecht den Bären; in Bayern 
*) Konrads Mutter Agnes, Heinrichs IV. Tochter, war in zweiter Ehe mit einem 
Babenberger vermählt. 
  
 
	        
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