Fredrich I., Barbarofsa. 152—1|90. Böhepunkt der Stauferzeit. 5§ 157—159. 109
Diese Regalien nahm er dann ohne Rücksicht auf das geschichtlich Gewordene
als sein Recht in Anspruch und suchte sie überall durchzuführen. Die Städte,
die sich bisher * Konsuln selbst gewählt, bekamen nun kaiserliche Bevoll-
mächtigte, Podestas, meist Deutsche, die sie mit fast unbeschränkter Gewalt
beherrschen sollten. Sie trugen es mit Unwillen; die erbitterte Empörung
von Crema und die blutige Strenge, mit der der Kaiser es strafte, zeigten,
wie heftig schon die Feindschaft sei. Da der Kaiser um diese Zeit auch ohne
des stes Willen über die Mathildischen Erbgüter (§ 147) verfügte und
sie Heinrichs des Löwen Oheim Welf zu Lehen gab, so war dies ein neuer
Punkt des Haders mit dem Papst. Schon drohte Hadrian IV. mit dem
Banne, als er starb. Die koiserliche Partei unter den Kardinälen wählte
Viktor IV., die Mehrzahl aber den strengen, eifrigen, in Hildebrands Weise
auftretenden Alexander III., den dann auch Frankreich und England an-
erkannten. Dieser bannte den Kaiser und leistete den Städten allen mög-
lichen Beistand. Unterdessen hatte sich Mailand, das bei Anfang des zweiten
Zuges widerwillig sich gebeugt, von neuem empört. An diesem Haupt der
italienischen Städte beschloß Friedrich das strengste Beispiel seines Zornes
zu zeigen. Nach langer Belagerung, im März 1162, ergab sich Mailand:
die Bürgerschaft und ihre Behörden zogen im Bußgewande hinaus, mit
Stricken um den Hals, Asche auf dem Haupte und Kreuzen in den Händen,
und wie ihr Banner vom großen Fahnenwagen (dem Carroccio § 129) sich
senkte, sanken sie alle auf die Erde und flehten weinend um Gnade: aber
in Friedrichs strengem Auge war kein Mitleid. Er ließ die Stadt bis auf
den Grund zerstören: und freilich waren es italienische Hände — die Be-
wohner der Mailand feindlichen Städte Lodi, Pavia, Cremona und Como
— die den harten Befehl ausführten. Erschreckt unterwarfen sich nun alle
anderen Städte: überall wurden die kaiserlichen Podestas anerkannt, und
Italien schien unterworfen.
* 158. Nach Deutschland zurückgekehrt, traf er eine Entscheidung, die
für die Ausbreitung deutschen Wesens wichtig geworden ist. Er trennte,
1163, bei Erbstreitigkeiten im polnischen Herzogshause, Schlesien von Polen,
welches dann im Laufe der Zeit unter diesem neubegründeten Nebenzweige
der Piasten allmählich auch in deutsche Bildung einging. Aber schon im
selben Jahre befand er sich, freilich von keinem Heeresaufgebot begleitet, auf
einem dritten Zug nach Italien. Als der von ihm aufgestellte Papfst
starb, versäumte er es, mit dem mächtigen Alexander III. sich zu versöhnen,
und erkannte einen neuen Gegenpapst an. Schon aber hatte die allgemeine
Entrüstung der italienischen Städte über die kaiserlichen Podestas und die
deutsche Herrschaft zum offenen Aufstande geführt. Verona hatte Padua,
Vicenza, Treviso und die Städte der veronesischen Mark um sich
vereint und dieser veronesische Bund erhob jetzt, mit Venedig verbündet,
die Waffen, 1164. Der Kaiser, ohne Heer, mußte nach Deutschland heim,
um einen neuen Zug vorzubereiten.
* 159. Im Jahre 1166 erschien Friedrich zum vier ten Male mit großer
Heeresmacht in Italien. Da auch jetzt die Bitten der lombardischen Städte
um Erleichterung ihrer Lasten ungehört verhallten, so traten 1167 Cremona,
Brescia, Mantua u. a. zu einem lombardischen Bunde zusammen.
Mailand ward wieder aufgebaut, ohne daß Friedrich, der gegen den in-
zwischen nach Rom zurückgekehrten Alexander III. vorrückte, dies hindern
konnte. Zwar Rom kam schnell in des Kaisers Hand, aber hier tötete die
Pestluft des Sumpffiebers den schönsten Teil seines Heeres, und er mußte