Die Bohenzollern. 88 274—275. 185
berg; durch Heirat, Erb und Kauf mehrten sie ihre Güter in Franken, auf
dem Vogtlande, in Osterreich und selbst in Burgund; durch Klugheit und
Tüchtigkeit begannen sie bald im Rate der deutschen Fürsten etwas zu gelten.
Der eifrigen Bemühung eines hohenzollernschen Burggrafen dankte Rudolf
von Habsburg seine Krone (§ 205) und gab deshalb diesem Hause Erb-
lichkeit in dem genannten Burggrafenamte auch in weiblicher Folge; der
Tapferkeit seines Sohnes, Friedrichs IV., von dessen Rittern einer Friedrich
den Schönen gefangen einbrachte, dankte Ludwig der Bayer den entscheidenden
Sieg bei Mühlvorf, 1322 (5 219). Immer hielten sich die Burggrafen
treu zu den erwählten Kaisern, deren gleichsam geborne Räte und Feld-
herren sie waren. Karl IV. bestätigte deshalb dem Geschlechte den Rang
von Reichsfürsten und das Recht, die Bergwerke in ihrem Gebiet auszu-
beuten, ein Recht, das er sonst nur noch den Kurfürsten zugestand. Schon
teilte Burggraf Friedrich V. sein Land unter seine Söhne in den Teil
auf dem Gebirg — Baireuth — und den Teil unter dem Gebirg —
Anspach. Friedrich VI. aber vereinte nach des Bruders Tode beide Länder
wieder in seiner Hand. Er diente Siegmund treu in den verwirrten unga-
rischen Angelegenheiten; er half ihm durch Klugheit und Kühnheit zur deutschen
Kaiserkrone. Zum Dank dafür bestellte ihn Siegmund zum obersten Haupt-
mann, Verweser und Statthalter der Mark Brandenburg und wies dem
Burggrafen die Summe von 100000 Goldgulden, die er später noch um
50000 vermehrte, auf die Marken an „für den Aufwand von Geld und
Mühe, dem er zur Rettung des halbverlorenen Landes sich unterzog", 1411.
32 So kam 1412 der erste Hohenzoller nach Brandenburg.
Die en, die seit hundert Jahren in den Händen dreier Fürstenhäuser
gewesen waren (der Askanier bis 1320, der Bayern bis 1373 und der Lützel-
burger bis 1411), waren durch die Schlaffheit und Ohnmacht ihrer Regenten
in den beklagenswertesten Zustand geraten. Wenn irgendwo, so hatte
hier das Rittertum alle Zügel der Zucht und des Gehorsams zerrissen.
drich schuf Ordnung, indem er die Schlösser des Adels brach. Dann
ehrte er zu Siegmund auf das Constanzer Konzil zurück. Hier übergab ihm
Sie nd die en 1415, rückkaufbar, wie man damals häufig bei solchen
Verleihungen sich vorzubehalten pflegte, um 400 000 Goldgulden. Im Jahre
1417 belehnte er ihn feierlich auf dem Markte von Constanz im Angesicht
des ganzen Konzils mit diesen Ländern wie mit der Kurwürde. Und als
dann das Jahr darauf, 1418, der Kaiser den Kurfürsten zum Statthalter
und Verweser des römischen Reichs in Deutschland ernannte, da zweifelte
niemand, daß der Hohenzoller ausersehen sei, die Macht und Stellung des
Hauses Luxemburg, das dem Aussterben nahe war, auf sein Geschlecht zu
vereinigen. So hoch stand Friedrich damals in Siegmunds Gunst. Beide
Männer hatten noch einmal den Mut gehabt, zu glauben, es sei in Deutsch-
land eine starke Obergewalt und durch eine solche wieder Ordnung im In-
nern und Macht nach außen möglich. Wie oben gezeigt, gab Siegmund
mißmutig bald solche Gedanken auf. Friedrich aber kam bei ihm in Un-
gnade, als er, gestützt auf die neuerworbene Macht, für sein Haus noch
weiter strebte. Er verlobte seinen zweiten Sohn Friedrich mit der Tochter
des Polenkönigs Wladislaus Jagiello (§ 273), und da dieser ohne Söhne
war, glaubte er seinem Hause in dessen weiten Ländern die Erbfolge er-
öffnen zu können.?) Siegmund, der selbst einst auf die Krone Polens gehofft,
*) Wladislaus Jagiello bekam aus dritter Ehe später noch Söhne, und der ganze
Plan zerschlug sich.