Eröffnung des Krieges gegen das Raiserreich. 55 752—754. 467
Südvdeutschlauds und Sachsens von Preußen und selbst auf eine Erhebung
der Hannoveraner, gesen und Schleswig-Holsteiner mitrechnen zu dürfen.
Im Ginblick auf diesen Plan sammelte er unter Marschall Mac Mahon
100000 Mann im Elsaß bei Straßburg; die Hauptarmee, die er selber
führen wollte, 150000 Mann stark, in Lothringen bei Metz; und die Reserve,
50000 Mann unter Canrobert, in dem befestigten Lager von Chalons.
Die Armee von Metz sollte sich dann an die des Elsaß heranziehen und so
den Rheinübergang bewerkstelligen. Am 28. Juli war der Kaiser, welcher
die Regentschaft Frankreichs seiner Gemahlin übertragen hatte, mit seinem
vierzehnzährigen Sohne in Metz eingetroffen. Es fehlte aber viel, daß er,
wie er gehofft hatte, schon alles zum Angriff bereit fand. Vielmehr waren
es die Deutschen, die im Vorsprung waren.
* 753. Auf deutscher Seite waren schon seit Jahren die Schritte voraus-
bedacht, die ein französischer Angriff nötig machen würde. Schon im Winter
1868/69 hate der General von Moltke in einer Denkschrift dargestellt,
daß Napoleon in diesem Falle voraussichtlich einen Einfall in Süddeutsch-
land zu seinem Feldzugsplan machen werde, und die Maßregeln genau
entwickelt und berechnet, die dann preußischer= oder deutscherseits genommen
werden müßten. Es war vorgesehen, daß dann zur Abwehr des feindlichen
Vorstoßes die deutschen Truppen in der Pfalz zusammengezogen werden
sollten, von wo aus sie vermöge ihrer besseren Organisation dem Feinde
durch einen Flankenangriff zuvorkommen konnten. Nach diesen Voraus-
berechnungen handelte man nun im entscheidenden Momente. Es wurden
drei Armeen aufgestellt: die erste unter General Steinmetz' F
bestehend aus zwei Corps (Westfalen und Rheinländer), sollte als rechter
Fugel der gesamten deutschen Heeresmacht ihre Richtung vom Niederrhein
r gegen die Mosel nehmen. Die zweite Armee, welche Prinz Friedrich
Karl neichligte hatte die Aufgabe, einstweilen den Feind zu beobachten und
sich je nach Bedürfnis süd= oder westwärts zu wenden; die sechs Corps, aus
denen sie sich zusammensetzte — es waren außer der preußischen Garde die
Söhne der Mark Brandenburg, der Provinzen Sachsen, Schleswig-Holstein,
annover, des Königreichs Sachsen, dazu Braunschweiger, Oldenburger und
en-Darmstädter — sammelten sich in der Pfalz zwischen Rhein und
Nahe. Es war das Centrum der deutschen Aufstellung. Südlich daran
schloß sich als linker Flügel die dritte Armee unter dem Befehle des
Kronprinzen von Preußen. Gebildet aus den Truppen der süddeutschen
Staaten, aus den Bayern, Württembergern und Badenern, sollte sie, ver-
stärkt durch zwei norddeutsche Corps (Psener und Schlesier, Hessen, Nassauer
und Thüringer), den direkten Angriff nach Süden unternehmen, um den Vor-
marsch des Feindes zu hindern. So standen bereits am 2. August 1870
an 450000 Mann fertig da, auf dem engen Raume zwischen Trier und
Landau, denen weitere 100000, die Corps der Preußen, Pommern und
Schlesier, damals noch in der Beförderung von den äußersten Grenzen der
Monarchie her begriffen, folgten. Zur Sicherung der Küsten, welche die
französische Flotte prahlerisch mit einem Angriffe und der Ausschiffung eines
Heeres bedrohte, hatte General Vogel von Falckenstein das Gouvernement
der an der Nord= und Ostsee gelegenen Provinzen bekommen: die dort
stehenden geringen Kräfte, unterstützt von der patriotischen Thätigkeit der Be-
vollerung, schienen ausreichend, jede Landung abzuwehren.
*5 754. Der gewaltig sich entfaltenden deutschen Schlagfertigkeit gegen-
über trat im französischen Hauptquartier gleich anfangs Unschlüssigkeit hervor.
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