Spicheren. Metz und Sedan. §5 757—760. 469
5 757. An demselben Tage, an welchem bei Wörth so blutig gerungen
wurde (6. August), ging die an der Spitze der I. Armee marschierende Division
von Kameke gegen die steilen, mit allen Truppenabteilungen des franzö-
sischen Corps Frossard besetzten Höhen von Spicheren, unweit Saar-
brücken, vor. Dieser Sturm forderte noch blutigere Opfer;, als die Kämpfe
im Elsaß. Der Kanonendonner lockte andere preußische Divisionen (West-
falen, Rheinländer und Brandenburger) herbei, die zum Teil, wie sie
aus den Waggons der Eisenbahn sprangen, sofort in den Sturm und in
den Kugelregen geworfen wurden. Endlich erklomm sagar Artillerie und
Reiterei die hurchlbaren Höhen, auf denen zuerst nicht einmal der Infanterist
festen Fuß hatte fassen können. Frossard, von den in der nüüße stehenden
Divisionen Bazaines im entscheidenden Augenblicke nicht unterstützt, durch
die Fortschritte der Preußen bei Forbach von seiner natürlichen Rückzugs-
linie auf St. Avold abgeschnitten, wich nun nach Süden auf Saargemünd
zurück. — Während Mac Mahon nicht einmal imstande war, sein aufge-
löstes Heer an die französische Hauptarmee in Lothringen heranzuführen,
erkannten nun auch die Führer dieser letzteren, daß eine Rückwärts-Kon-
zentrierung ihrer Kräfte unvermeidlich sei, und wichen gegen die Mosel
westwärts. Der Krieg der Deutschen hatte glückverheißend begonnen, dem
Feinde war der festgehoffte Einfall auf deutschen Boden unmöglich gemacht:
noch aber hatten die besten Corps der Franzosen nicht gefochten, und die
Entscheidung stand noch bevor.
5 758. In Paris hatten die ersten falschen Siegesnachrichten einen
Taumel fieberhafter Begeisterung erregt: um so niederschmetternder wirkte nun
die Nachricht der furchtbaren Niederlage, die dagegen in Deutschland das ge-
hobenste Gefühl der Siegesfreude vom Rhein bis zur Memel weckte. Schon
diese Anfangstage des Krieges führten die ersten Söhne Frankreichs und
Afrikas nach Berlin — aber als Gefangene. — Auch die helfende Liebe
fand nun volle Arbeit, um die Tausende von Verwundeten zu pflegen: so
schon in den nächsten Tagen in der Pfalz und in Baden, dann in stets
weiter wachsenden Kreisen, bis zur Donau, der Elbe, der Oder hin.
II. Metz (14.—18. Angust) und Sedan (1I. und 2. Jeptember).
§ 759. Seitens der Deutschen begann nun der gemein same Vor-
marsch der drei Armeen weiter nach Frankreich hinein. Der größten Anstren-
gungen bedurfte dazu die rechts einschwenkende III. Armee, die ohnehin in meh-
rere Heeressäulen auseinander gerissen, die schwierigsten Phse des Wasgen-
waldes überschritt, bis sie etwa am 12. August in gleicher Höhe mit der
II. Armee stand und Fühlung mit ihr gewann. Sie fand vor ihrer Feo
Nancy unbesetzt und verfolgte ihren Weg weiter auf Chalons, während
die II. Armee die französische, nun unter Bazaines Oberbefehl gestellte
Hauptarmee auf Metz hin verfolgte. Schon jetzt war es der Plan der
** den Osten ihres Landes, bis auf die beiden gewaltigen, einen
sten Halt gewährenden Festungen Metz und Straßburg, preis zu geben,
bei Chalons ihre sämtlichen Armeen zu vereinigen und auf Paris zurück-
zugehen, um unter den Mauern der Haupstadt die Entscheidung zu suchen.
Zu diesem Zwecke aber mußte auch Bazaine bei Metz so schnell als möglich
die Mosel überschreiten und über Verdun weiter Chalons zu gewinnen
suchen. Die Ausführung dieses Planes vereitelten die drei Schlachten
vor Metz, vom 14.— 18. August 1870.
5 760. Ehe es nämlich Bazaine gelang, seine Armee durch Metz hindurch