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freilich ein Leitfaden, ja selbst eine Tabelle aus. Diese Methode vergißt
nur, daß Uebersicht und Zusammenfassung erst nach vorausgegangenem
Detail einen Werth hat, und daß, wer dies bereits beherrscht, von einem
scharfen Umriß sehr erbaut sein kann — während der Schüler, dem es
fehlt, mit Recht nur abstrakte Betrachtungen und leblose Namen und Zahlen
sieht und nur selten noch die Lust behalten wird, jemals später den hohlen
Nahmen durch eigenes Studium mit Anschauungen auszufüllen.
Ich möchte nun nicht gerade einen Mittelweg, aber doch einen Aus-
weg vorschlagen. Wie wenn ein Lehrbuch, das zugleich Lesebuch wäre,
dem Lehrer ganze Partien abnehmen könnte, so daß dieser nur Verständniß und
Aneignung zu überwachen hätte, und so für zweierlei Zeit gewönne: Erstens:
durch häufige Repetitionen die unerläßliche Uebersicht und Festigkeit in den
Thatsachen zu erzielen; und zweitens: einzelne Abschnitte in jedem Semester,
vielleicht begleitet von eigenen, erneuten und erfrischenden Studien, den
Schülern im ausführlichen Detail und in den anschaulichsten Zügen vorzu-
führen:? So würde er sich selbst vor Verknöcherung bewahren, und der
Schüler begriffe auf jeder Stufe, was Geschichte sei — nemlich Leben.
Indem ich nach diesem Gesichtspunkte arbeitete, wuchs mir freilich
das Büchlein über die zuerst fixirten Grenzen; daß es deshalb doch noch
ein Schulbuch sein kann, glaube ich verbürgen zu können. Man wird mir
sagen, für einen Schüler der mittleren Klassen ist Manches zu hoch ge-
griffen, ist zu viel gegeben. Ich weiß daß selbst sehr wohl. Aber auch
der Primaner kann es noch einmal zur Hand nehmen, wenn er Universal-
geschichte des Mittelalters und der neueren Zeit treibt. Daß der Unter-
und Obertertianer sich nicht im Buche verirrt, dafür eben ist der Lehrer
da, der für ihn die Auswahl trifft, ihm die Paragraphen bezeichnet, die
er verstehen kann, die ihm die stündlichen Repetitionen erleichtern und noch
übrig bleibende Lücken ausfüllen.
Je freier man das Buch behandelt, ich denke, um so besser. Ich
wenigstens habe bei diesem Verfahren bereits hinsichtlich der beiden ersten
Hefte gefunden, daß selbst sehr junge und schwache Schüler dasselbe mit
Vortheil, ich glaube sogar mit Freudigkeit gebrauchten.
Es bleibt mir nur noch übrig, einzelnen Abschnitten des Buches ein
begleitendes Wort mitzugeben. Die culturhistorischen Partien haben ihm
bis jetzt zu meiner Freude die meisten Freunde erworben. Daß dieselben
bei der ersten und letzten Periode fehlen, ist aus Gründen geschehen, die
der kundige Leser bald auffinden wird. Ferner bedarf der Abschnitt B. in
Periode III. S. 145 bis 172 (12. Aufl. S. 161—190) einer Rechtfertigung.
Soll denn der Schüler die ganze Territorial-Geschichte des 14. und 15. Jahr-
hunderts durcharbeiten? Sicherlich nicht, und ich sollte es sehr bedauern, wenn
das Buch so mißverstanden würde. Aus diesem Abschnitte, denke ich mir,
wählt der Lehrer die Geschichte der Landschaft, in der er lebt und wirkt,
und erweitert meine Skizze zu einem vollen Bilde. Das Uebrige benutze