Full text: Nachrichtendienst, Presse und Volksstimmung im Weltkrieg.

94 Der Pressedienst der Obersten Heeresleitung. 
  
  
besonderen auch der auf die breite Masse wirkenden Provinzpresse nicht 
eine gesicherte Grundlage, so wird dies Kriegsmittel, als welches ich die 
Presse durchaus betrachte, bei weiterer Dauer des Krieges immer unbrauch- 
barer werden.“ 
Mitte August folgte eine zweite Bespechung beim Reichskanzler in 
Berlin. Auch der Geheimrat Deutelmoser verlangte eine Zentralisation 
der Leitung beim Kanzler unter Aufrechterhaltung eigener Vorarbeit und 
Ausführung bei den einzelnen Behörden. Er klagte über Unsicherheit in 
den Grenzen der Nachrichtenabteilung des Auswärtigen Amtes. Während 
das Amt selbst eine Beschränkung auf außenpolitische Angelegenheiten 
wünsche, erwarte die Reichskanzlei auch innerpolitische Arbeit. Dabei 
werde ihm ausreichende Kenntnis über Beweggründe, Wege, Ziele und 
innere Zusammenhänge der Reichspolitik vorenthalten. Staatssekretär 
Helfferich befürwortete gleichfalls eine Trennung zwischen außer= und inner- 
politischem Pressedienst. Geheimrat Hamann, auf Grund seiner Er- 
fahrungen zugezogen, trat dagegen für ein Verbleiben der Gesamtleitung 
beim Auswärtigen Amt ein. Der Reichskanzler entschloß sich, die Stelle 
eines Pressechefs in der Reichskanzlei zu schaffen. 
Ende August wurden die Grundsätze für die Zusammenarbeit in ge- 
meinsamer Beratung festgelegt. Der Chef der Abteilung III B betonte, 
es sei der Wunsch der O. H. L., daß ein Zustand aufhöre, der die 
O. H. L. und das Kriegspresseamt immer wieder auf das politische Gebket 
gedrängt habe. Volle Unterstützung würde zugesagt. Ohne zu zentrali- 
sieren, müsse eine Zentralstelle geschaffen werden, eine Organisation an 
Stelle des Üübermaßes von Organisationen. Es müßten vorausschauende 
Direktiven gegeben, nicht hinter den Ereignissen hergelaufen werden. Die 
O. H. L. bat, durchgreifend zu handeln. Sie teilte mit, daß die österreichisch- 
ungarische O. H. L. im Mai 1917, die bulgarische im August, die türkische 
durch persönlichen Brief des Generalissimus Enver an den Generalfeld- 
marschall v. Hindenburg am 11. August mit der Bitte um Anderung der 
im Pressegebaren zutage tretenden Zustände an die O. H. L. herangetreten 
wären. Auch die verbündeten Heeresleitungen litten unter ähnlichen Ver- 
hältnissen wie wir, sie erwarteten, daß Deutschland, wie militärisch, so auch 
auf diesem Gebiet die Führung übernehme. „Die O. H. L. erklärt allen 
Ernstes, daß die Anderung der jetzt bestehenden Verhältnisse von ein- 
schneidender Bedeutung für Sieg oder Niederlage sein kann und wird."“ 
Der Obermilitärbefehlshaber, zu dem der preußische Kriegsminister 
inzwischen ernannt war, begrüßte die neue Stelle, ebenso der Pressedienst 
der Marine und das Reichsamt des Innern. Anfang September nahm 
sie ihre Tätigkeit auf, die Anfang Oktober mit dem Amtsantritt des Grafen 
Hertling wieder beendet wurde. Die Entwicklung der Regierungsform,
	        
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