Full text: Nachrichtendienst, Presse und Volksstimmung im Weltkrieg.

Der Pressedienst der Obersten Heeresleitung. 97 
  
  
  
  
den Behörden gegenüber zu vertreten habe, lehnte jede öffentliche Stellung- 
nahme ab und hat niemals durch den militärischen Pressedienst seine eigenen 
politischen Ansichten vertreten oder fördern lassen, es sei denn, daß er ge- 
nötigt war, entstellenden Behauptungen entgegenzutreten. In diesem 
Falle geschah es offen, unter des Generalfeldmarschalls oder seinem Namen. 
Das politische Spiel in der Presse war seiner offenen Art zuwider. Jedem 
Besucher aus Pressekreisen gegenüber beanspruchte er das persönliche 
Recht der freien Aussprache seiner persönlichen Ansichten. 
Hiermit hielt auch der Generalfeldmarschall nicht zurück. Er wurde, 
wie den Reichsbehörden, so auch der Offentlichkeit gegenüber nicht müde, 
zur Einigkeit und Entschlossenheit zu mahnen. Neben seiner Ver- 
antwortung gab ihm das allgemeine Vertrauen in seine Persönlichkeit ein 
Recht darauf. Jeden zustimmenden Gruß aus der Heimat wollte er be- 
antwortet haben. Die Bearbeitung fiel verschiedenen Abteilungschefs zu. 
Der Generalfeldmarschall prüfte vor Absendung und hielt auf Klarheit und 
Offenheit des Standpunkts. Der Veröffentlichung seiner Antworten in 
der Presse stand er und der Pressedienst der O. H. L. fern. Gegen Besuche 
von Pressevertretern verhielt der Generalfeldmarschall sich zurückhaltend. 
Das Getriebe der Presse lag ihm fern. Er scheute die Sensationslust und 
wollte persönlich nicht ihr Opfer werden. Zu unmittelbarem Verkehr mit 
der Presse war er nur bereit, wenn er überzeugt war, durch sie der Krieg- 
führung zu nützen. 
General Ludendorff hielt sich verpflichtet, jedem Gesuch nach persfön- 
licher Auskunft, das aus Pressekreisen an ihn herantrat, sich zur Verfügung 
zu stellen, soweit die Zeit es ihm erlaubte. Zu Interviews war auch er 
schwer zu haben. Kritik, die ihm in der Presse entgegentrat, nahm er sehr 
ernst. Ebenso beachtete er Angriffe nur, soweit sie ihn in die Politik zogen 
oder das Vertrauen zur O. H. L. mindern mußten. Persönlich waren 
sie ihm gleichgültig. Anerkennung durch die Presse freute ihn, ohne daß 
er sie suchte. Er sah darin eine Stärkung der Kriegführung und einen be- 
rechtigten Ausgleich für die Verantwortung, die ihm in zunehmendem Um- 
fang vor der Offentlichkeit zugeschoben wurde. Es war angeordnet, daß 
jedes Urteil und jede Erwähnung der O. H. L. in der deutschen und der 
Auslandspresse, ob Angriff, Anerkennung oder Ratschlag, zu melden sei. 
Der Generalfeldmarschall las die Blätter seines pershönlichen 
Geschmacks. Außerdem, wie die meisten Offiziere im Gr. H. Qu., diejenige 
Zeitung, die am schnellsten aus der Heimat eintraf. General Ludendorff 
fand seiner Arbeitslast wegen nur Zeit für die letztere. Er erhielt aber 
einen täglichen gedruckten Auszug aus der deutschen Presse und auf Grund 
telegraphischer Berichterstattung des Kriegspresseamts täglichen Vortrag 
durch den Chef der Abteilung III B über das wesentliche. Für die Aus- 
Nicolat, Nachrichtendienst, Presse und Volksstimmung im Weltkrieg. 7
	        
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