98 Der Pressedienst der Obersten Heeresleitung.
landspresse fand er kaum Zeit. Er wandte ihr aber lebhaftes Interesse
zu und unterschätzte ihre Bedeutung für die Kriegführung nicht. Die
deutsche Presse lag ihm aber in jeder Beziehung näher. In ihr sah er in
erster Linie eine Helferin zur siegreichen Beendigung des Krieges.
Die Unterrichtung S. M. des Kaisers aus der Presse war nicht Aufgabe
des Pressedienstes der O. H. L. Sie geschah durch Vermittlung der in der
Allerhöchsten Umgebung befindlichen Vertreter der Ressorts. Der Kaiser
bewies für die Presse, auch für die ausländische, lebhaftes Interesse
und nahm durch Anregungen zu den militärischen Ereignissen am Presse-
dienst der O. H. L. dauernd Anteil. Besonders lebhaft trat Seine
Kaiserliche Hoheit der Kronprinz als Heeresgruppenführer für die Wah-
rung der militärischen Interessen durch die Presse und für die Darstellung
der Kämpfe der ihm unterstellten Truppen ein. Ebenso war es bei
den anderen für den Geist der Truppen verantwortlichen Kommando-
stellen. Auch die Arbeitsgebiete der anderen Abteilungen des General-
stabs wurden durch das Verhalten der Presse in immer höherem Maße
berührt.
Seit Anfang des Jahres 1917 kam es zu lebhaften Beschwerden der
am Einfluß der Presse auf Heer und Heimat interessierten militärischen
Dienststellen. Neigung zur Selbsthilfe trat auf. Die Beschwerden richteten
sich weniger gegen Verstöße militärischer Art als gegen Außerachtlassen
der Rücksichtnahme auf die innere Kampfkraft von Volk und Heer. Die
Schuld traf außer einzelnen Zeitungen nicht die Presse, sondern die Be-
hörden. Es hätte zur politischen Betätigung nicht berufener und mit den
Verhältnissen nicht vertrauter Stellen geführt, wenn der Neigung zur
Selbsthilfe nachgegeben worden wäre. General Ludendorff ordnete an,
daß nur die Abteilung III B und das Kriegspresseamt den Pressedienst
wahrzunehmen hätten. Dennoch suchten und fanden einzelne Dienststellen
und Zeitungen sich gegenseitig zu außerhalb des amtlichen Pressedienstes
laufender Verbindung.
Die Forderung des Heeres, den Kampfwillen gegen das Empor-
wuchern politischer und wirtschaftlicher Streitfragen zu schützen, konnte nicht
vom Gr. H. Qu. aus erfüllt werden. Von hier aus waren nur Forderungen
zu stellen und Richtlinien zu geben. Die Ausführung war Sache des Kriegs-
presseamts in Verbindung mit den Heimatbehörden. Die Bedeutung der
Stellung des Chefs des Kriegspresseamts wuchs. Er mußte in der Lage
sein, die Bedürfnisse des Heeres auf Grund eigener Erfahrung nachdrürcklich
und auch felbständig zu vertreten. Im August 1917 wurde daher Major
Würz, in verschiedenen Generalstabsstellen der Front und auf verschiedenen
Kriegsschauplätzen besonders bewährt, zum Chef des Kriegspresseamts
ernannt.