Full text: Nachrichtendienst, Presse und Volksstimmung im Weltkrieg.

Der Pressedienst der Obersten Heeresleitung. 101 
  
  
bindung. Es ergab sich, daß ein Einfluß deutscher politischer Stellen auf 
den Pressedienst der Verbündeten nicht bestand. Weder hatte das Aus- 
wärtige Amt ausreichende Verbindung zu den Vertretern der Presse der 
Verbündeten in Deutschland, noch unsere auswärtigen Vertretungen in 
Wien und Budapest und Sofia an Ort und Stelle. Nur in Konstantinopel 
war nach den Plänen des Botschafters v. Kühlmann eine Organisation im 
Entstehen, die Anfang April durchgeführt sein sollte. Innerhalb der Ver- 
bündeten betätigte sich eher alles andere als die Führung der öffentlichen 
Meinung im Interesse der gemeinsamen Kriegführung. Besonders Sofia 
und Konstantinopel standen sich in Kampfstellung gegenüber. Wien 
überwog in Sofia, im umgekehrten Verhältnis der eigenen Kriegsleistungen 
zu denen Deutschlands für Bulgarien, und erregte damit den Widerspruch 
innerhalb der deutschen Truppen. 
Der militärische Pressedienst schien geeignet, den neutralen Boden zum 
Ausgleich der Gegensätze abzugeben. Es blieb ihm auch nichts anderes 
übrig, als den Versuch zu unternehmen, nachdem das Fehlen eines poli- 
tischen Einflusses auf die Presse der Verbündeten festgestellt war. Zunächst 
wurden im Februar 1917 die in Deutschland befindlichen Vertreter der 
Presse der Verbündeten eingeladen, sich in dem „verbündeten Pressequar- 
tier“ beim Kriegspresseamt zu vereinigen. Hier wurde ihnen jede ge- 
wünschte Auskunft verschafft, wurden Reisen in Deutschland, nach den be- 
setzten Gebieten und auf die Kriegsschauplätze veranlaßt, wurde ihnen der 
Weg über die Zensur vereinfacht, der postalische Weg erleichtert und 
beschleunigt. Durch Pflege der Kameradschaft und Gastlichkeit wurde 
gegenseitige Aussprache und Kennenlernen gefördert. Bei Vorhandensein 
einer politischen Behörde hätte die Arbeit noch wesentlich ergiebiger ge- 
staltet werden können. Politische Behörden schlossen sich der Arbeit erst 
allmählich, dann aber in immer mehr anerkennender Weise an. Später- 
hin, als die Politik noch mehr in den Vordergrund kam, trat das ver- 
bündete Pressequartier — wie vorher schon das neutrale — zur militäri- 
schen Stelle beim Auswärtigen Amt über. 
Die Leiter des militärischen Pressedienstes bei den Verbündeten wurden 
einzeln im Auftrage der deutschen O. H. L. und im Einverständnis mit ihren 
eigenen Heeresleitungen aufgesucht. Sie wurden mehrfach zu gemeinschaft- 
licher Besprechung sowie zu gegenseitigem Kennenlernen nach Deutschland 
eingeladen und auch mit den politischen Behörden bekanntgemacht. Der 
Generalfeldmarschall und der Erste Generalquartiermeister sprachen ihnen 
persönlich das Interesse der O. H. L. an der erfolgreichen Lösung der allen 
gemeinsamen Aufgabe aus. Auf dem Kriegsschauplatz sahen sie Haltung 
und Leistung der Truppen. Die Nachrichtenoffiziere in Wien, Sofia und 
Konstantinopel wurden ihnen als Mitarbeiter und zur Aufrechterhaltung
	        
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