Full text: Nachrichtendienst, Presse und Volksstimmung im Weltkrieg.

1. Der Rachrichtendienst der Obersten Heeresleikung. 
D- Nachrichtendienst des Generalstabs hatte nicht, wie Nachrichten- 
abteilungen anderer Behörden, Nachrichten auszugeben, sondern 
solche zu beschaffen, und zwar ausschließlich über den Feind. 
Diese Aufgabe fiel schon im Kriege 1870/71 der Sektion B der dritten 
(französischen) Abteilung des Gr. H. Qu. zu. Seit jener Zeit behielt der 
Nachrichtendienst des Generalstabs die Bezeichnung III B. 
War es dem Nachrichtendienst im deutsch-französischen Krieg auch 
gelungen, Nachrichten von wesentlichem Einfluß auf den Verlauf der Ope- 
rationen zu beschaffen, besonders für die von Sedan, so wurde ihm in 
der nachfolgenden Zeit gesicherten Friedens doch keine Bedeutung bei- 
gemessen. Der militärische Gegner, die französische Armee, war durch den 
Krieg bekannt geworden, die Beobachtung ihres Wiederaufbaues vollzog 
sich ohne besondere Schwierigkeit. Die Freundschaft mit Rußland und 
das nicht ausgesprochene Verhältnis zu England ließ einen Nachrichten- 
dienst gegen diese Länder auch mit Rücksicht auf die geringen zur Ver- 
fügung gestellten Mittel unnötig erscheinen. Die Sektion III B des Ge- 
neralstabs bestand infolgedessen in den drei Jahrzehnten nach dem Kriege 
nur aus einzelnen Offizieren. Ihre Tätigkeit lag hauptsächlich in der 
Beobachtung des bald nach dem Kriege einsetzenden französischen Nach- 
richtendienstes gegen Deutschland. 
Erst die Anderung der politischen Lage in Europa und die steigende 
Verantwortlichkeit des Generalstabs ließen das Fehlen eines eigenen Nach- 
richtendienstes hervortreten. Auf Betreiben des damaligen Chefs der 
Sektion III B, Oberst Brose, und des Chefs der russischen Abteilung, 
Oberst Lauenstein, begann im Jahre 1904 der Aufbau eines planmäßigen 
Nachrichtendienstes. Seine erste Aufgabe war die Feststellung der De- 
mobilmachung und der Umbildung des russischen Heeres nach dem russisch- 
japanischen Krieg. Die Aufgaben in Rußland wuchsen in schneller Reihen- 
folge. Der Ausbau der Festungen an der Rjemen-, Narew= und Weichsel- 
front, die Erweiterung des strategischen Bahn= und Straßennetzes in West- 
rußland, die Truppenverschiebungen in Polen, die Verwendung der fran- 
zösischen Milliarden im russischen Heerwesen für Neuformationen, Aus- 
rüstung und Bewaffnung entzogen sich jeder anderen Feststellung. Auch 
in Frankreich verlangten der Ausbau der Festungen an der Ostgrenze, 
die Einführung der dreijährigen Dienstzeit, neue Ausbildungsvorschriften, 
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