102 Der Pressedienst der Obersten Heeresleitung.
der Verbindung zur Verfügung gestellt. Viel mehr als die Durchführung
übereinstimmender Berichterstattung kam aber bei der Arbeit nicht heraus.
Die Herbeiführung eines einheitlichen Pressegebarens auf dem Weg über
den militärischen Pressedienst war bei den Verbündeten noch weniger mög-
lich als bei uns.
Der erste Chef des k. u. k. Pressequartiers, General v. Hoen, vereinigte
eine außerordentliche Bildung und schriftstellerische Gewandtheit mit
offenem Bekenntnis zur deutschen Führung. Seine Bemührungen um die
gemeinsame Sache verdienen dankbare Anerkennung. Unter seiner Leitung
entwickelte sich die kriegsgeschichtliche Darstellung der Kämpfe des k. u. k.
Heeres. Die deutsche O. H. L. glaubte für kriegsgeschichtliche Aufgaben
während des Krieges keine Kräfte dem Frontdienst entziehen zu dürfen.
Mit Unterbrechung wurde nur im Gr. H. Q. unter Leitung des Generals
v. Freytag-Loringhoven an einer Darstellung der strategischen Zusammen-
hänge gearbeitet, und auf Anregung des Verlages Stalling in Oldenburg
eine Darstellung von Einzelkämpfen, auf amtlichem Material fußend,
durch Mitkämpfer geschrieben, durch die Abteilung III B in die Wege ge-
leitet und durchgeführt. Der Vorsprung, den die k. u. k. Kriegsgeschichts-
schreibung vor der deutschen gewann, kann sich in abweichender Auffassung
derjenigen Operationen und Schlachten äußern, an denen deutsche und
österreichische Führung und Truppen gleichzeitig beteiligt waren. General
v. Hoen hatte rechtzeitig Fühlung gesucht, aber der deutsche Generalstab
stellte diese Aufgabe vor denen des Augenblicks zurück. Im übrigen war
der militärische Pressedienst in Österreich-Ungarn von geringem Einfluß.
Die Presseaufsicht lag nicht in der Hand der Militärbehörden, sondern in
der der Staatsanwaltschaften. Die nationale Zersplitterung trat auch in
der Presse zutage. Der herrschende Einfluß kapitalistischer Kreise trat in
Wien und Budapest noch schärfer hervor als bei uns. Kriegsgeschichte und
Pressedienst wurden getrennt. Der neue Kommandant des k. u. k. Kriegs-
presseqlartiers, Oberst v. Eisner-Bubna, verlor nach den großen Personal-
veränderungen im k. u. k. Oberkommando im Mai 1917, nach der die
Leitung allein bei dem jungen Kaiser und dem Minister des Auswärtigen
lag, jeden Einfluß. Von um so größerer Bedeutung wurde die Haltung
der deutschen Presse. Daher die Bitte der k. u. k. Heeresleitung an die
deutsche zu helfen. Diese wandte sich an die zuständige Reichsregierung.
Die Bemühungen des Pressedienstes der O. H. L. waren wieder am toten
Punkt angelangt.
In Bulgarien war der Ministerialdirektor Herbst gleichzeitig mili-
tärischer und politischer Pressechef. Die Aufgaben des letzteren stellte er
in den Vordergrund. Seine Wünsche als solcher konnten vom Pressedienst
der O. H. L. nicht befriedigt werden. Da auch ihre Weitergabe an die po-