Full text: Nachrichtendienst, Presse und Volksstimmung im Weltkrieg.

Der Pressedienst der Obersten Heeresleitung. 107 
  
Ein Bedürfnis der Truppen nach ausgesprochen politischen Blättern, das 
diese so nachdrücklich betonten und worauf sie ihre Ansprüche auf Förde- 
rung durch den Feldbuchhandel gründeten, ergab die Statistik keineswegs. 
Es lag also keinerlei Anlaß vor, diese Blätter durch den Feldbuchhandel 
den Truppen aufzunötigen. 
Die überraschend hohe Gesamtziffer der vom Feldheer bezogenen 
Heimatzeitungen erwies die Bedeutung des militärischen Pressedienstes 
und der Zusammenarbeit des Kriegspresseamts mit der Presse von neuem. 
Die Auffassung der O. H. L. von dem Einfluß der Heimatspresse auf den 
Geist des Heeres war erneut erhärtet. Auch darin gab die Statistik der 
O. H. L. recht, daß diese schon seit längerem besonders die sogenannte Pro- 
vinzpresse pflegte. Die Zahl der vom Feldheer bezogenen Provinzzeitungen 
war ganz erheblich höher als die der rein politischen großstädtischen Blätter. 
Mit der Arbeit für die Provinz= und Lokalpresse stand das Kriegspresseamt 
zunächst allein. Es zog sich dadurch nicht eben die Freundschaft einzelner 
großer politischer Blätter zu und kam auch mit einer geschäftlichen Konkur- 
renz in Berührung, deren Austrag im Kriege dem Soldaten unverständlich 
war. Dennoch schrieb die O. H. L. auch hierin dem Kriegspresseamt vor, 
unbeirrt den Weg völliger Neutralität zu gehen, lediglich von Gesichts- 
punkten geleitet, die das Beste des Heeres geboten. 
Durch die Korrespondenz „Deutsche Kriegsnachrichten“ erschloß 
das Kriegspresseamt der Provinzpresse eine ganze Reihe hervorragendster 
Mitarbeiter, die sich selbstlos zur Verfügung stellten. Diese unmittelbare 
Mitarbeit wurde von den mittleren und kleineren Blättern dankbar an- 
erkannt, von den größeren erst nach längerer Bewährung, von den großen 
politischen Tagesblättern meist nicht benötigt und der Originalität eigener 
Artikel untergeordnet. Von parteipolitischer Seite wurde Bevormundung 
der Presse als Absicht und Uniformität der Presse als schädliche Folge hin- 
gestellt. Beides traf nicht zu. Im Gegenteil tat der Pressedienst der O. H. L. 
alles, um die eigene Urteilsfähigkeit der Schriftleiter von Zeitungen in der 
Provinz zu heben. 
In Berlin boten die Pressebesprechungen Gelegenheit, die Pressever- 
treter über die Kriegslage in weitestem Umfange durch die Vertreter der 
zuständigen Behörden unterrichten zu lassen. Es erschien vorteilhaft, dies, 
wenigstens in großem, auch den Schriftleitern der außerhalb Berlins 
erscheinenden Zeitungen zu gewähren. Der Pressedienst der O. H. L. berief 
daher vom Sommer 1917 an äöfters die Schriftleiter aus mehreren 
Korpsbezirken an einen zentralen Ort zusammen. Vor jedesmal drei- bis 
vierhundert Pressevertretern sprach ein Mitglied des Generalstabes über 
die Kriegslage. Er mußte sich auf das Militärische beschränken. Die 
Reichsbehörden, besonders die Kriegsbehörden, stimmten der Veranstaltung
	        
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