4 Der Nachrichtendienst der Obersten Heeresleitung.
Bewaffnung und Ausrüstung, besonders im Flugwesen, eine beschleunigte
Feststellung der offensichtlichen Kriegsvorbereitungen. Gleichzeitig brachte
der Anfang des Jahrhunderts Beweise eines mit den stärksten Mitteln
einsetzenden russischen und der verstärkten Tätigkeit des französischen
Nachrichtendienstes gegen Deutschland. Bald trat auch ein Zusammen-
gehen der Entente-Generalstäbe auf diesem Gebiet und der Vorsprung, den
sie hierin in der Vorbereitung eines Krieges hatten, zutage. Die be-
richtende Tätigkeit unserer Militärattachés genügte nicht. Sie waren auf
den Gesichtskreis ihrer amtlichen Stellung beschränkt. Jede Betätigung
im Sinne einer Spionage war ihnen verboten. Denselben Standpunkt
wahrte das Auswärtige Amt in bezug auf die deutschen Auslands-
vertretungen. Die Ententemächte hatten ihn längst verlassen. Wäh-
rend die deutsche Regierung an einen Krieg nicht glaubte, ihn be-
stimmt nicht wollte, bereitete ihn die Entente auch in dieser Beziehung
zielbewußt vor. Ihre Militärattachés, auswärtigen Vertreter und Kon-
suln beteiligten sich lebhaft am militärischen Erkundungsdienst gegen
Deutschland und unterstützten ihn in jeder Weise. Der deutsche Stand-
punkt wurde auch nicht verlassen, als die feindliche Arbeitsweise zu-
nehmend aufgedeckt und erkannt wurde, in welchem Umfang Deutschland
seit Jahren erkundet und seine militärischen Interessen geschädigt wurden.
Der Generalstab stand im Frieden, wie die O. H. L. im Kriege, beim
Aupbau eines Nachrichtendienstes völlig auf eigenen Füßen. Die zur Ver-
fügung gestellten Mittel erfuhren nur eine ganz allmähliche, wenn auch
gegen die ursprüngliche Summe erhebliche Steigerung, erreichten aber
bis zum Kriege noch nicht eine halbe Million Mark jährlich. Dem im
Jahre 1904 begonnenen Ausbau des Nachrichtendienstes mußten deshalb
enge Grenzen gezogen werden. Er wurde auf Rußland und Frankreich
beschränkt. Gegen England unterhielt der Generalstab, als der Krieg
ausbrach, keinerlei organisierten Nachrichtendienst.
Der Nachrichtendienst der Marine war eine Organisation für sich.
Er beschränkte sich auf die englische Flotte. Mag die Verschiedenheit der
Interessen auch die Absonderung der Nachrichtendienste gerechtfertigt
haben, so hat die O. H. L. dies doch als Mangel im Verlaufe des Krieges
empfunden.
Die Zeiten andauernder Krisen bildeten eine gute Schule für den
jungen deutschen Nachrichtendienst. Die österreichisch-serbische im Jahre
1914 fand in ihm eine kleine, aber straffe Organisation, die schnell
und zuverlässig arbeitete. Die im Geheimen in Rußland sich abspielenden
Vorgänge sind gemeldet, wie sie durch die Ereignisse bestätigt wurden.
Der Chef des Generalstabes des Feldheeres sprach den Nachrichtenoffi-
zieren in ihrer ersten Dienstanweisung nach Kriegsausbruch „den Dank