Full text: Nachrichtendienst, Presse und Volksstimmung im Weltkrieg.

Der vaterländische Unterricht. 115 
— —— 
  
  
vortreten der Regierung führten sie nicht. Das, was die O. H. L. an ihrer 
Seite brauchte, schufen sie nicht. 
Unter den Behörden war das preußische Kultusministerium bisher am 
tätigsten gewesen. Schon im Februar 1916 hatte der Kultusminister 
v. Trott mitgeteilt: „Auf meine Veranlassung und unter Mitwirkung 
meines Ministeriums sind neuerdings die „Schützengrabenbücher für das 
deutsche Volk“ verfaßt worden. Dabei ist der Gedanke leitend gewesen, die 
im Felde stehenden wie die zurückgebliebenen Volksangehörigen in leicht 
verständlicher Form über die großen nationalen Fragen, namentlich über 
die Ursachen des Weltkrieges und die wirtschaftlichen Verhältnisse in Stadt 
und Land und deren Umformung nach den Bedürfnissen des Krieges aufzu- 
klären und damit zu selbständiger Beurteilung anzuleiten, um sie den Ge- 
fahren der Parteischlagworte zu entziehen“". Dieses Schreiben deckte sich 
ganz mit den Wünschen und eigenen Zielen der O. H. L. Das Kriegs- 
ministerium förderte die Verteilung der Schützengrabenbücher beim Be- 
satzungsheer, die O. H. L. beim Feldheer. 
Auf Drängen des Generals v. Falkenhayn fand schließlich am 
30. August 1916 auf Einladung des Reichskanzlers eine Besprechung in 
der Reichskanzlei statt, um „angesichts der gegenwärtigen Lage zwischen 
den hauptsächlich beteiligten Zentralstellen einen Meinungsaustausch dar- 
über stattfinden zu lassen, in welcher Weise durch ein planmäßiges Vor- 
gehen in den einzelnen Verwaltungen die Festigung der Volksstimmung 
und Stärkung des Volkswillens zur siegreichen Durchführung des Krieges 
weiter gefördert werden könnten“. Außer der Anerkenntnis, daß etwas ge- 
schehen müsse, hatte die Besprechung ein besonderes Ergebnis nicht. 
Sie fiel zusammen mit dem Wechsel in der HO. H. L. Der Generalfeld- 
marschall und General Ludendorff sahen in einer Festigung der Volks- 
stimmung einen Teil des sogenannten Hindenburg-Programms. Auch die 
Reichsregierung schien entschlossen zu handeln. Das Kriegspresseamt wurde 
beauftragt, die Durchführung der militärischen Mitarbeit vorzubereiten. 
Die Abteilung IV wurde geschaffen. Es wurden zu ihr Kräfte herangeholt, 
die sich bisher durch verständnisvolle Zusammenarbeit mit der Presse im 
Reich hervorgetan hatten. Auch die andern Reichsbehörden begannen sich 
zu regen. Voran blieb das Kultusministerium. Minister v. Trott bean- 
tragte beim Kriegspresseamt, die Lehrgänge für Jugendpfleger und 
Jugendpflegerinnen durch Stofflieferung zu unterstützen, die geeignet wäre, 
„die Zuversicht und das Vertrauen zu stärken, beunruhigende Gerüchte zu 
zerstreuen, wirtschaftliche Notwendigkeiten zu erläutern, die Angehörigen 
in der Heimat von übertriebenen Klagebriefen an die Front abzuhalten 
und über die Kriegslage Aufklärung zu geben“. 
Die aufkommende Einzelarbeit der Behörden veranlaßte eine gemein- 
8“
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.