122 Der vaterländische Unterricht.
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Schimpfen nutzt nichts. Jeder muß selbst helsen und schaffen. Das eigene
Ich muß zurücktreten vor dem gemeinsamen großen Ziel. Streiks gefährden
den Sieg und kosten das Blut der Truppe. Friedensduselei verlängert ebenso
wie Mißmut den Krieg. Einigkeit im Innern macht stark, alles andere
schwächt. Verständnis für das Wesen und die Leistungen unserer Verbündeten.
e) Aufklärung darüber, daß unsere Gegner, wenn sie den Krieg als aussichtslos
aufgeben müssen, versuchen werden, durch „Friedensverhandlungen“ uns die
Früchte unseres militärischen Sieges zu entreißen und insonderheit unsere
wirtschaftlichen Entwicklungsmöglichkeiten zu erdrosseln. Es muß jedem Sol-
daten klargemacht werden, daß wir auch dann bereit sein müssen, den Kampf
jederzeit wiederaufzunehmen, um unfer Kriegsziel, d. h. die Sicherstellung
unserer Zukunft, zu erreichen. Volk und Heer muß bis zum endgültigen
Friedensschluß in voller Stärke und Einigkeit hinter den Führern des Reiches
stehen. J. A.
gez. Ludendorff.
Den Leitsätzen beigefügt war eine Verfügung des Generalquartier-
meisters vom 25. Juli 1917:
Von den verschiedensten Seiten wird versucht, bei den Truppenteilen des Feld-
heeres politische Propaganda zu machen.
So hat eine Zeitung sich unmittelbar an Heeresangehörige gewandt, um eine
Abstimmung über Friedensziele zu veranstalten. Ferner besteht die Gewißheit, daß
die unabhängige Sozialdemokratie eine die Mannszucht im höchsten Maße schädigende
Wühlarbeit im Heere betreibt. Allen derartigen Versuchen ist mit höchstem Nachdruck
entgegenzutreten. Insbesondere gilt es zu verhindern, daß Mitteilungen und Flug-
schriften in die Truppe gelangen, welche geeignet sind, die unbedingte Siegeszuversicht
zu mindern und das Vertrauen zu den Führern zu untergraben, und die damit für
die Schlagfertigkeit des Heeres verhängnisvoll werden können.
Eingehende Belehrung der Mannschaften durch Offiziere und Hinweis auf die
Ablieferung aller derartigen Druckschriften werden in erster Linie geeignet sein, der
erwähnten Propaganda entgegenzuwirken.
Wenn im übrigen die Offiziere es weiterhin als. ihre vornehmste Pflicht betrachten,
durch das Beispiel ihrer Persönlichkeit, ihre Fürsorge und ihr Verständnis für ihre
Untergebenen das Vertrauen ihrer Untergebenen zu gewinnen und zu erhalten, so sehe
ich darin die beste Gewähr, daß die erwähnten gefährlichen Strömungen bei der Truppe
nicht Eingang finden.
Ich halte es für erwünscht, wenn sich gelegentlich der gemäß Verfügung vom
29. April 1916 vorzunehmenden Briefkontrolle die höheren Kommandobehörden einen
Einblick in die Stimmung der Truppe zu verschaffen suchen. Die mit der Prüfung
zu beauftragenden Personen werden bei der Verantwortlichkeit und Bedeutung ihrer
Aufgabe mit besonderer Sorgfalt auszuwählen sein.
Von den gemachten Wahrnehmungen ersuche ich, mir Mitteilung zu machen.
Dem neuen Reichskanzler Michaelis wurde eine zusammenhängende
Darstellung des bisher auf dem Gebiete der Aufklärung Geschehenen oder
Verabsäumten gegeben. Die für den vaterländischen Unterricht aufgestell-
ten Leitsätze wurden ihm zur Kenntnis gebracht. Es wurde dabei darauf
hingewiesen, daß durch den militärischen Aufklärungsunterricht die letzten