Full text: Nachrichtendienst, Presse und Volksstimmung im Weltkrieg.

Der vaterländische Unterricht. 125 
  
täuschen oder Dinge zu treiben, die die Offentlichkeit scheuten, sondern um 
die Offenheit der Aussperache zu fördern und öffentliche Erörterungen 
über den vaterländischen Unterricht einzudämmen. Denn während einer- 
seits neutrales Verhalten im politischen Kampf angeordnet wurde, be- 
stand anderfeits der feste Wille, keinerlei Einmischung in das, was mili- 
tärisch für notwendig gehalten wurde, durch politische Stellen oder Parteien 
zu dulden. 
Die erwähnte Verfügung begrenzte auch die Aufgaben, die die O. H. L. 
durch die Leitung übernommen hatte. Sie bezeichnete als Zweck die Zu- 
leitung des dem einzelnen schwer zugänglichen Materials. Hierzu gehör- 
ten in erster Linie die von der O. H. L. aufgestellten Leitsätze. Darüber 
hinaus war Selbständigkeit und Verantwortlichkeit der Kommandobehörde 
nicht eingeschränkt worden. Im besonderen war die Erhaltung der Manns- 
zucht nicht Arbeitsgebiet des vaterländischen Unterrichts. 
Die von der O. H. L. geschaffene Organisation machte mit Bedacht halt 
bei den Armeeoberkommandos für das Feldheer, bei den Generalgouverne= 
ments für die Truppen in den besetzten Gebieten, bei den stellvertretenden 
Generalkommandos für die Heimattruppen. Die Verhältnisse lagen zu 
verschieden, als daß eine tiefere Bindung der Organisation gerechtfertigt 
werden konnte. Selbst beim Feldheer waren im Westen, im Osten, auf 
dem Balkan und in der Türkei, auch an ruhigen und kämpfenden Front- 
teilen sowie bei den Etappen und den kämpfenden Truppen die Lebens- 
bedingungen nicht gleichartig. Erst recht in der Heimat und in den besetzten 
Gebieten. Der Ausbau mußte von den verantwortlichen Behörden den 
Verhältnissen angepaßt werden. 
Von weiteren Verfügungen an den vaterländischen Unterricht nahm 
die H. H. L. Abstand. Durch Besprechungen mit den Leitern des Unter- 
richts bei den Armeeoberkommandos, den Generalgouvernements und den 
stellvertretenden Generalkommandos förderte sie die gemeinsame Arbeit 
und hielt sie auf die Beachtung der aufgestellten Leitsätze. 
Die ersten praktischen Erfahrungen zeitigte die Besprechung mit den 
Leitenden des vaterländischen Unterrichts an der Westfront im November 
1917. Ihr folgten Aussprachen der Leiter von beiden Fronten und von 
der Heimat im Dezember in Berlin, für den vaterländischen Unterricht in 
der Heimat im Mai und für die verschiedenen Kriegsschauplätze in Charle- 
ville, Warschau und Sofia im Juni, Juli 1918. Die Protokolle über diese 
Besprechungen gewähren einen tiefen Einblick in die große, durch den 
vaterländischen Unterricht für den Geist der Truppe geleistete Arbeit, 
regten überall die Tätigkeit an und zeigen, daß die O. H. L. streng auf die 
im Juli 1918 aufgestellten Leitsätze achtete. Bei den Besprechungen trat 
aber auch zutage, daß der vaterländische Unterricht die ihm gezogenen
	        
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