Full text: Nachrichtendienst, Presse und Volksstimmung im Weltkrieg.

128 Der vaterländische Unterricht. 
  
solches Hervortreten der O. H. L. würde erst ein Eingreifen in die Politik 
bedeuten. Es haben Vertreter aller Parteien und Berufe Gelegenheit 
gehabt, im Gr. H. Qu. bei Unterhaltungen mit der O. H. L. deren Ansichten 
zu erfahren. Unter diesen Herren befinden sich auch zahlreiche Vertreter 
der Presse und des Parlaments. Auch den politischen Behörden sind sie 
bekannt. Ein Zweifel kann nicht bestehen. Die O. H. L. darf sich aber nicht 
in den öffentlichen politischen Streit drängen lassen.“ 
Zur Eintracht, zum Kampfwillen und zur Zuversicht sollte auch der 
vaterländische Unterricht aufrufen. Auf den politischen Kampfboden sollte 
er sich dagegen gleichfalls nicht begeben. Dieser Standpunkt wurde nicht 
erst unter dem Druck des gegen den vaterländischen Unterricht aufkommenden 
parteipolitischen Widerspruchs eingenommen. Er war von vornherein 
vorhanden und hatte sogar den Entschluß zur Zusammenfassung aller Auf- 
klärungstätigkeit einzelner Stellen und zu ihrer Unterordnung unter ge- 
meinsame Leitsätze mit veranlaßt. Es bestand die Überzeugung, daß der 
vaterländische Unterricht nur dann den Parteizwist offen bekämpfen könnte, 
wenn er selbst aus ihm herausblieb. 
  
Der Umfang des auf geistigem Gebiet Geleisteten war sehr verschieden. 
Er hing von der Tatkraft ab, die die einzelnen Kommandobehörden hinter 
den vaterländischen Unterricht setzten, von der Geeignetheit der leitenden 
Persönlichkeiten und von den Schwierigkeiten, die sich entgegenstellten. 
Unter diesen war die größte, daß das Offizierkorps, auf dem der Unter- 
richt aufgebaut werden mußte, nicht ohne weiteres für ihn ausgebildet war. 
Es auszubilden, bedurfte Zeit. Es konnte nicht erwartet werden, daß der 
vaterländische Unterricht damit, daß er angeordnet war, auch gehandhabt 
wurde. Zwischen Anordnung und Ausführung lag ein weiter Weg. Das 
übersehen die, welche behaupten, der vaterländische Unterricht im Feldheere 
habe versagt. Die Zeit zur geistigen Ausreife war zu kurz. 
Die Mitarbeit des Kriegspresseamts fand von allen Stellen dankbare 
Anerkennung. Es übermittelte die verlangten Unterlagen. Die laufenden 
Anordnungen und Ratschläge, die sich auf den gewonnenen Erfahrungen 
aufbauten, gab es in den „Mitteilungen für den vaterländischen Unter- 
richt“. Es vermittelte zahlreiche Reisen zum Feldheer und wechselweise Vor- 
träge zwischen Heer und Heimat. Es veranlaßte auch sogenannte Bauern- 
reisen in die Industriebezirke und sorgte anderseits für Verständnis unter 
der Arbeiterschaft für die Grundlagen und Bedürfnisse der Landwirtschaft. 
Leichter war es, die materiellen Aufgaben des vaterländischen Unter- 
richts beim Feldheer schnell in die Tat umzusetzen. Sie waren bestimmt, 
das Leben der Truppen nach Kräften zu erleichtern. Auf diesem Gebiete 
haben alle Stellen sich großes Verdienst erworben. Sie kamen besonders
	        
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