Full text: Nachrichtendienst, Presse und Volksstimmung im Weltkrieg.

Der vaterländische Unterricht. 131 
  
  
Allen Offizieren, Unteroffizieren und Mannschaften, die am vater- 
ländischen Unterricht beteiligt sind, aber auch den vielen Mitarbeitern in 
der Heimat, in Stadt und Land, gebührt für das, was sie zur Förderung 
der Schlagfertigkeit der Armee in Front und Heimat geleistet haben, Dank. 
Alle müssen aber fortfahren, für Erhaltung der Einheitlichkeit und Ge- 
schlossenheit des deutschen Volkswillens zu arbeiten, der uns auch über die 
Zeiten des Kampfes hinweg in die Aufgaben des Friedens begleiten muß."“ 
Das waren dieselben Forderungen, die General v. Moltke erhoben 
hatte, als er ins Feld rückte. Zwischen damals und jetzt lagen fast vier 
schwere Kriegsjahre. Erst im vierten aber war durch den vaterländischen 
Unterricht daran gegangen, für die Erfüllung der Forderung, wie General 
Ludendorff verlangte, zu arbeiten. 
  
Der Reichskanzler Michaelis hatte Bedenken getragen, im Sinne des 
vaterländischen Unterrichts führend hervorzutreten. Auch die von ihm ge- 
schaffene Stellung eines Pressechefs beim Reichskanzler war mit dem Kanz- 
lerwechsel Anfang November 1917 stillschweigend eingegangen. Die poli- 
tische Reichsleitung war insofern zum vaterländischen Unterricht heran- 
gezogen worden, als Reden des Reichskanzlers durch Flugblätter beim 
Feldheer verbreitet wurden. Im übrigen beteiligten sich die Reichs= und 
Staatsbehörden, besonders auch die im Kriege entstandenen, selbständig, 
bis auf das Auswärtige Amt. 
Ende Februar 1918 erging eine Verfügung des Reichskanzlers Graf 
Hertling, daß die Stellung eines Pressechefs beim Kanzler mit der des 
Direktors der Nachrichtenabteilung des Auswärtigen Amts vereinigt 
bleiben und daß dies dauernd beibehalten werden sollte. Die mitgeteilte 
Geschäftsordnung enthielt nichts von einer die reine Pressetätigkeit über- 
schreitenden Aufgabe. 
Anfang März erließ der Pressechef jedoch Richtlinien für den Auf- 
klärungsdienst in der Heimat. Danach hatte der Stellvertreter des Reichs- 
kanzlers für die Dauer des Krieges die Leitung einer Zentralstelle über- 
nommen. Nach seinen Weisungen sollte der Pressechef die Geschäfte führen 
und ihm hierzu ein höherer Beamter unterstellt werden. 
Gleichzeitig teilte das Kriegsministerium der O. H. L. mit, daß bei der 
Reichsleitung eine Zentralstelle geschaffen sei für die gesamte Aufklärung 
in der Heimat. Den Ausschuß würden der Pressechef, je ein Vertreter des 
Kriegsministeriums, des Reichsschatzamts und von drei großen privaten 
Organisationen bilden. Es wurde verlangt, daß das Kriegspresseamt seine 
Tätigkeit nach den Weisungen des Kriegsministeriums einrichten solle. 
Zur selben Zeit erhob der Abgeordnete Erzberger im Reichstag seine 
Angriffe gegen das „Unfug treibende“ Kriegspresseamt. 
9.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.