Full text: Nachrichtendienst, Presse und Volksstimmung im Weltkrieg.

132 Der vaterländische Unterricht. 
  
Die Antwort der O. H. L. begrüßte die Schaffung einer von autorita- 
tiver Seite vertretenen Zentralstelle für die politische Aufklärung. Sie 
sprach ihr Bedauern darüber aus, daß sie, wie im Juli 1916 bei Bildung 
des Nationalausschusses, jetzt durch Entschließungen und Anordnungen 
überrascht wurde, an deren Wegrichtung sie hervorragend interessiert sei, 
zu denen sie seit langem Anträge gestellt hatte und für deren Beratung 
ihr Beteiligung zugesichert war. Dennoch hatten weder Reichsregierung 
noch Kriegsministerium sie herangezogen. Dadurch waren die bisher ge- 
sammelten Erfahrungen nicht berücksichtigt worden und die organische 
Weiterentwicklung gefährdet. Den in Aussicht genommenen Einfluß ein- 
zelner politischer Verbände hielt die O. H. L. für außerordentlich bedenklich, 
für eine Abschwächung der endlich in Aussicht gestellten amtlichen Führung. 
Sie beanspruchte, im Beirat durch den Chef des Kriegspresseamts vertreten 
zu sein. Sie hielt an ihrem Widerspruch gegen eine Umorganisation in 
entscheidender Zeit oder das Aufkommen einer neuen Organisation fest 
und bat, die Organisation des vaterkändischen Unterrichts unangetastet zu 
lassen, ihr nur auf politischem Gebiet durch die Reichsregierung Ziel und 
Inhalt zu geben. 
Der Stellvertreter des Reichskanzlers trat zunächst nicht weiter hervor. 
Der Erfolg unserer Angriffe im März und Mai hatte anscheinend die Ziele 
verschoben. 
Erst im Juni war eine etwas regere Tätigkeit fühlbar. Sie trat nicht 
in gemeinsamen Beschlüssen in Berlin, sondern durch Unternehmungen in 
der Provinz zutage. Diese fanden den Widerspruch der Behörden. Ende 
Juni teilte der preußische Minister des Innern mit, daß die Regierungs- 
präsidenten einstimmig über die außerordentlichen und guten Wirkungen 
der vom Kriegspresseamt geleiteten Heimataufklärung berichtet hätten. Die 
Zusammenarbeit zwischen den Behörden vollziehe sich durchgehends rei- 
bungslos. Das Heranziehen privater Verbände zur Leitung werde ab- 
gelehnt. 
Das Problem einheitlicher Führung der Volksstimmung durch die 
Reichsregierung blieb weiterhin in der Schwebe. Der großen Belastungs- 
probe im Juli und August standen der vaterländische Unterricht und die 
O. H. L. allein gegenüber. 
Bei der politischen Reichsleitung drängte sich die Rücksichtnahme auf 
das Ausland immer mehr in den Vordergrund. Ende August wurde die 
Leitung der Aufklärung vom Vizekanzler an den Staatssekretär des Aus- 
wärtigen Amts abgegeben. Damit war auf eine Leitung im Innern end- 
gültig verzichtet. Eine Begleiterscheinung dieser Entwicklung waren die 
Wolff-Kommentare zu den amtlichen Heeresberichten, die, als Gegen- 
gewicht gegen die feindliche Propaganda im Ausland bestimmt, unsere Er-
	        
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